Ale Bachlechner: Ruin Your Life
Wie lässt sich ein Leben zusammenfassen? Als inspirierende Erfolgsgeschichte, Romantic Comedy, heroischer Kampf, große Enttäuschung oder einfach komplett verpfuscht? Spätestens bei der Grabrede wird deutlich, welche Entscheidungen, welche Ereignisse und welche Eigenschaften unsere Hinterbliebenen für relevant hielten.
In Ruin Your Life laden installative Videoarbeiten mit eigenwilligen Erörterungen, performative Miniaturen und Momente des direkten Austauschs mit den Performer*innen dazu ein, sich humorvoll-kritisch mit wirkmächtigen Normen und Ideologien, den eigenen Hoffnungen und Erfahrungen, abschreckenden Beispielen und der unerbittlichen Ökonomie der (Lebens-)Zeit auseinanderzusetzen.
Es gibt so viele Wege, sich das Leben zu ruinieren. Weinen und Lügen sind nur zwei davon, vielfach erprobt und über Generationen weitergegeben. So wie binäre Geschlechterrollen oder tief verinnerlichte Arbeitsethiken mit ihrer komplexen Mischung aus Zwang und Wahl, Notwendigkeit und Wunsch, Gewohnheit und Absicht. Natürlich wird da keine stringente Story draus, obwohl wir das endlos versuchen. Stattdessen bieten Ale Bachlechner und Ensemble mit ihrer partizipativen Performance- und Videoinstallation Ruin Your Life ein individuell erforschbares Kaleidoskop aus Fragmenten an. Unzuverlässige Erzähler*innen berichten von tränenreichen Mutter-Tochter-Beziehungen, da werden Ruinen der Männlichkeit erkundet, Geburtstage, Hochzeiten und Beerdigungen begangen, Babys oder Haustiere angeschafft und ständig verpasst man irgendwas.
Dem Konzept einer möglichst schnellen, linearen und progressiven Abfolge von Meilensteinen im sogenannten Privatleben und im Beruf setzt die Künstlerin Ale Bachlechner die Figur der Spätzünderin entgegen, die diese Meilensteine spät, in der falschen Reihenfolge oder nie erreicht. Welche „Lebensentwürfe“ sind anstelle der beiden Klassiker Familie und/oder Karriere denk- und lebbar? Wenn sich die Versprechungen „des guten Lebens“ ohnehin nicht (mehr) einlösen, vielleicht können wir beginnen, uns im allzeit drohenden totalen und selbstverschuldeten Ruin ein Leben einzurichten?
Konzept, Regie und Videoarbeiten Ale Bachlechner / Entwicklung und Performance Ale Bachlechner, Isa Conrady, Bryce Kasson, Jonathan Kastl, Olivia Platzer / Technische Konzeption Jonathan Kastl / Musik Bryce Kasson, Jonathan Kastl
Eine Koproduktion von Huggy Bears, brut Wien und WUK performing arts.
Die Videoarbeit Just Want You To Be wird gefördert durch das medienwerk.NRW, die Videoarbeit Hustle/Idle durch die Kunststiftung NRW.
Info
- Die Performance- und Videoinstallation Ruin Your Life ist an beiden Veranstaltungstagen viereinhalb Stunden lang geöffnet.
- Je nach eigener Präferenz kann das Publikum vor Ort von den Performer*innen aktiv in Geschichten eingebunden werden oder unbeteiligt bleiben.
- Die Besucher*innen können nach dem ersten Betreten gehen und wiederkommen, wann sie wollen.
- Empfohlen wird ein Aufenthalt von mindestens einer Stunde.
Einlass zu Ruin Your Life an beiden Tagen zu folgenden Zeiten:
16:00 | 16:30 | 17:00 | 17:30 | 18:00 | 18:30 | 19:00 | 19:30 Uhr
Tickets
Wahlpreis: € 22 / 18 / 14
Huggy Bears-Kombitickets
Für die Einlasszeiten 18:00, 18:30, 19:00 und 19:30 Uhr bieten wir Kombitickets für die anschließende Performance Elevate von MO-ZA-IK an.
Kombiticket: € 25
about
Ale Bachlechner (sie/ihr) arbeitet mit Performance und Video und all ihren Überschneidungen. Ihre Arbeiten beschäftigen sich vor allem mit Kommunikation und Affekt, Beziehungsformen und den Fallstricken des Neoliberalismus. Sie variieren von Solos bis hin zu größeren Kollaborationen und umfassen die temporäre Dating-Agentur Twelve Roses (2013), das partizipative Performance-Coaching-Institut This Is Not A Competition (2016), die Online-Fernsehserie Studio Hallo (2018), die Soloperformances Men and me (2019) und Crying and Lying (2023/24) sowie eine langfristige Zusammenarbeit mit dem Ensemble Artmann&Duvoisin. Bachlechner studierte Vergleichende Literaturwissenschaft in Innsbruck und Kunst an der Kunsthochschule für Medien in Köln und hatte mehrere Lehraufträge inne. Ihre Monografie I’m Sure Everybody’s Doing Their Best ist bei DISTANZ erschienen.
Bears in the Park und das Huggy Bears Mentoring Program
Huggy Bears steht seit 2016 für innovative Performancekunst aufstrebender Wiener Künstler*innen. Als Mentoring-Programm bietet es jedes Jahr drei bis vier Einzelpersonen oder Kollektiven ein umfangreiches Supportangebot von Produktion bis Verwaltung, Technik und Dramaturgie. Durch eine Reihe von unterschiedlichen Aufführungsformaten sowie regelmäßige Feedback-Sessions in der Gruppe formen sich die Projekte der Nachwuchskünstler*innen zu ganz besonderen Stücken. Am Ende des neunmonatigen Programms stellen die Mentees zum ersten Mal ihr Performanceprojekt auf einer großen Wiener Bühne vor. Dieses Jahr finden die Huggy Bears Days in einer Kooperation von brut Wien und WUK performing arts statt.
Hinter dem Programm steht die Initiative Bears in the Park mit Sitz im Kempelenpark im 10. Wiener Gemeindebezirk, die von Philippe Riéra und Charlotte Bastam geleitet wird. Sie hat sich zur Herzensaufgabe gemacht, die Performanceszene in Wien zu unterstützen und wachsen zu lassen. Für die Huggy Bears stehen dabei nicht nur feste Ansprechpartner*innen, sondern auch die Proberäume im Kempelenpark parat.
Bears in the Park veröffentlicht jedes Jahr im Herbst einen Open Call, auf den sich Künstler*innen mit ihren Projekten für das Folgejahr bewerben können.