Wort Klang Bild
Das biennal stattfindende Lyrics Festival überzieht den Herbst mit einem Reigen von Obertönen und Kontrapunkten in Lied und Gedicht. Nikolaus Scheibner, Obmann der evolutionsbibliothek im WUK, erzählt im Gespräch mit dem WUK Magazin, warum das Festival am besten mit dem Wort “Inspirationskreislauf” beschrieben werden kann.
Wie ist die Idee entstanden ein Festival zu organisieren, das Lyrik mit lyrics – also das geschriebene| gesprochene und das gesungene Wort – zusammenbringt?
Nikolaus Scheibner: Die Idee ist eigentlich sehr alt. Das Sprachgedächnis macht zwischen Lied und Gedicht kaum einen Unterschied. Man erinnere sich nur daran, dass die Ilias in "Gesängen" strukturiert ist, oder dass es Nibelungenlied heißt und nicht Nibelungenerzählung. Ein Gedicht ohne Rhytmus, ohne die Lautpoesie der Sprachmelodie - ist gar nicht vorstellbar. Genausowenig wird uns ein Lied etwas bedeuten, dessen Text uns nichts bedeutet. Wir lösen also quasi nur die Illusion einer Trennung auf, um Synergien freizusetzen.

Ihr bringt bildende Kunst, Musik und Literatur in einen Dialog. Was ist das verbindende Element, das diese drei Formen bei euch zusammenführt?
Nikolaus Scheibner: Was ein Gedicht oder Lied in uns so richtig anklingen läßt, sind die evozierten Sprach- und Klangbilder.
Auf der Seelen-Ebene ist die Bildsprache nämlich die einzige Sprache. Es bedarf also einer ständigen Übersetzungsleistung zwischen Bewußtem und Unterbewußtem, die wir ebenso unbewußt vollbringen, wie wir atmen. Das Schöne dabei: Alles läßt sich in alles übersetzen. Ein Bild, ein Klang kann Sprache evozieren und umgekehrt. Wobei das Singen, das Dichten, das Malen entscheidend ist, nicht das Lied, das Bild, das Gedicht. Deshalb sind uns die interaktiven Elemente des Festivals auch so wichtig.
Das Festival verbindet Gedichte mit Musik, Vinyl und Performance – wie verändert sich das Verständnis von Lyrik, wenn sie plötzlich Teil einer Clubkultur oder eines Soundsystems wird?
Nikolaus Scheibner: Die Gruppe um Eva Schörkhuber und Andreas Pavlic, PAM! poetry and music, ist ein absoluter Pionier auf diesem Gebiet. In den letzten Jahren haben sie zahlreiche Dichter*innenlesungen mit einem Vinylographen aufgenommen und damit für das DJ-ing nutzbar gemacht. Aber um die Frage zu beantworten: Das kann ich noch nicht sagen. Das wird sich erst im Projektraum herausstellen bzw. in der Versuchsanstalt für immer: am 19.10. im WUK.
Wenn ihr das Festival mit einem einzigen Wort beschreiben müsstet – welches wäre das?
Nikolaus Scheibner: Inspirationskreislauf.
Wir freuen uns sehr, dass wir die Durchführung des Lyrik & lyrics Festival als „transversales Projekt“ im WUK unterstützen können. Der „WUK Transversale Topf“ dient der Förderung von bereichsübergreifenden Projekten, die im Haus stattfinden, und wird jährlich mittels internem Call ausgeschrieben.
evolutionsbibliothek im WUK
Der Schwerpunkt der evolutionsbibliothek im WUK liegt auf zeitgenössischer Avantgardeliteratur, insbesondere Lyrik.
Entlehnbar ist Avantgardeliteratur des 20. und 21. Jahrhunderts.
Erwerbbar ist eine breite Auswahl an Literatur, sowie Sachbücher in den Kategorien Philosophie, Psychologie, Feminismus, Geschichte, Politik und schließlich Krimis und Kinderbücher.
Liebhaber*innen von widerständiger Prosa und Lyrik finden hier Raritäten und druckfrischen Lesestoff.
Der zeitzoo verein gibt seit dem Jahr 2000 die Literaturzeitschrift ZEITZOO heraus – mit dem Schwerpunkt auf widerständige zeitgenössische Literatur und bildende Kunst sowie die Reihe Audiobeans für unerhörte Literatur und Musik.
Im Antiquariats- und Flohmarktbereich ist für jedes Alter und jeden Geschmack etwas dabei.