Kinder, Kinder!

Kinder, Kinder!

Das WUK - ein Haus auch und vor allem für Kinder.

In drei Kindergruppen, einer Hortgruppe und zwei Schulen tummeln sich täglich mindestens 150 Kinder. Im WUK haben sie Freiräume, die sie anderswo nicht haben. Sie dürfen sich entwickeln, ihre Stärken und Interessen entdecken, sie dürfen sich anerkannt fühlen für das, was sie sind.

Das WUK ist bekannt für seine Veranstaltungen, für seinen romantischen Innenhof, für sein sozialpolitisches Engagement und seit einigen Jahren auch für das Public Viewing bei EM und WM.

Dabei gibt es im WUK noch viel, viel mehr zu entdecken. Zum Beispiel, dass das Haus auch oder vor allem ein Haus für Kinder ist. Diese sind nämlich an normalen Wochentagen stets in der Überzahl. In drei Kindergruppen, einer Hortgruppe und zwei Schulen tummeln sich täglich mindestens 150 Kinder, die kleinsten sind knapp zwei, die ältesten 18 Jahre alt. Zusammengefasst sind sie im selbstverwalteten Kinder- und Jugendbereich, der die Räumlichkeiten verwaltet und bestimmte pädagogische Grundsätze definiert.

Gemeinsam haben die Gruppen des Kinder- und Jugendbereichs, dass sie sich ideologisch aus der Kinderladenbewegung der 70er Jahre entwickelt haben, sich an alternativen Pädagogikkonzepten orientieren, Lernort als Lebensort für alle Beteiligten verstehen und – da sie sich an keine speziellen Vorbilder orientieren, sondern sich auch immer wieder gesellschaftlichen Herausforderungen stellen –  ganz im Sinne des WUK Experimentieranstalt für immer sind. Gleichbleibende Prinzipien sind respektvoller Umgang, angstfreies Lernen, möglichst individuelle Förderung und Fokus auf Stärken statt Schwächen.

Die Auseinandersetzung mit Pädagogik war neben Politik, Kunst und Kultur von Anfang an für das WUK eines der zentralen Themen. Wer dazu beitragen will, die Welt offener und freier zu gestalten, muss schließlich bei den Kleinen beginnen. Wer verantwortungsvolle, solidarische, selbstbewusste, kreative, neugierige und mutige Erwachsene will, darf Kinder nicht in enge Räume mit engen Grenzen stecken, darf ihnen nicht die Zeit stehlen, die sie brauchen, um zu spielen, auszuprobieren, aber auch zu scheitern, darf ihnen nicht vorschreiben, wie sie sein sollen und was sie können müssen, darf ihnen Halt und Struktur geben, aber nicht Zwang und Härte.

Viele der Kinder haben fast ihr ganzes bisheriges Leben im Haus verbracht. Mit zwei, drei Jahren starten sie in einer der drei Kindergruppen, besuchen dann das Schulkollektiv (Volksschule) und später die Schüler_innenschule und das Werkcollege (Gesamtschule für 10 bis 18Jährige). Die Eltern, die ihre Kinder gut im Haus aufgehoben wissen, leisten dafür viel Einsatz: Sie putzen, kochen, renovieren, organisieren und bezahlen auch noch. Warum tun sie das?

Weil auch meine Kinder hier im Haus ins Leben starten durften und ich selber seit mehr als 20 Jahren als Lehrerin in der Schüler_innenschule tätig bin, glaube ich behaupten zu können: Die WUK-Kinder habe Freiräume, die sie anderswo nicht haben. Sie dürfen sich im Haus frei bewegen, sie begegnen dabei (meist) toleranten, spannenden, interessierten und wohlmeinenden Menschen. Sie werden nicht „erzogen“, sie werden begleitet. Sie dürfen sich entwickeln, ihre Stärken und Interessen entdecken, sie dürfen sich anerkannt fühlen für das, was sie sind. Wir – Pädagog_innen, Eltern, aber auch die im Haus Tätigen – begegnen ihnen auf Augenhöhe.

In den Schulen gibt es keine Noten und keine Klassen, Eltern sind eng eingebunden. Die Kinder haben überall Mitspracherecht: bei den Stundenplänen, Unterrichtsinhalten, Projekten und Reisen. Sie definieren die Schulregeln und diskutieren Konsequenzen. Kindergruppen als auch Schulen werden ganztägig geführt, Beginn ist in beiden Schulen um 9 Uhr, in den Kindergruppen zum Teil schon früher. Wer allerdings berufstätig ist, muss sich auch keine Sorgen machen. Das Haus öffnet um 7 Uhr seine Türen für die Kinder, die – egal, aus welcher Gruppe sie kommen – im Schulkollektiv mit einem gemeinsamen Frühstück in den Tag starten können.

Das WUK wäre ohne die Kinder nicht denkbar. Es wäre vielleicht etwas ruhiger, aber es wäre viel langweiliger. Sie machen das Haus bunt und lebendig, sie zeigen uns täglich, dass es sich lohnt, für dieses Haus zu kämpfen.

Claudia Gerhartl ist Lehrerin und leitet die Schüler_innenschule im WUK.