MAYDAY AUSTRIA
Mayday Productions existiert durch die Filterung und Verbreitung von Aktivitäten, die auf momentanen Zuständen basieren. Planen beinhaltet das Erstellen eines Gerüsts oder einer Rahmenbedingung zur Gestaltung eines Tages oder einer bestimmten Zeitdauer und der Projekte, die während dieser Zeit entstehen. Die Richtlinien unseres Projekts: Vordergrund, Zugang, Exzess und Transparenz entwickeln sich aus und durch Spontaneität.
Mayday Productions ist eine in New York stationierte KuratorInnenkooperative. Mit dem Anliegen, eine Serie von spezifisch ausgerichteten Situationen zu konstruieren, deren Erfolg auf Unverhersehbarem und Utopischem beruht. Unser Ziel ist einen Übergangsraum zu schaffen, der Begegnungen zwischen KünstlerInnen, Publikum, KuratorInnen und Kunstobjekten ermöglicht. Obwohl wir künstlerische Prozesse und kuratorische Ansätze sichtbar machen, verfolgen wir eine ganz bestimmte Agenda: die Dialektik zwischen Kontrolle und Sinnlichkeit. Die Projekte von Mayday Productions sollen nicht als institutionelle Kritik verstanden werden sondern präsentierten unser eigenes experimentelles Modell. Die realen Ereignisse stellen keine Endergebnisse dar sondern sind eher Schritte in Richtung Utopie.
Mayday Productions hat folgende drei Aktivitäten geplant:
1) AGIT PROP AUSTRIA
Im Zuge der jüngsten politischen Ereignisse und des darauf folgenden Wirrwars an Reaktionen innerhalb und außerhalb der internationalen sowie Wiener Kunstwelt wird Mayday Productions die Kunsthalle Exnergasse in eine transparente Plattform verwandeln, durch die Individuen und Gruppen kommunizieren können und dadurch präsent werden. Mayday Productions wird von der Kunsthalle Exnergasse aus agieren und Kommunikation via Internet und vor Ort mit einem bereits existierenden Netzwerk aus über 13000 sich weltweit professionell mit Kunst beschäftigenden Personen (E-Flux.com) ermöglichen und weiterführen. Mayday Productions versucht alle Aktivitäten, die Österreichs gegenwärtigen politischen Status betreffen, öffentlich zu verstärken, indem jede Einzelperson oder Organisation eingeladen wird, persönlich oder online Beiträge abzuliefern.
2) RESIDENZ WIEN
Mayday Productions hat drei KünstlerInnen eingeladen, einige Tage in Wien zu verweilen und ein Projekt oder Eintagesevent in der Kunsthalle Exnergasse zu gestalten. Die KünstlerInnen sind: Matthew Buckingham (Film und Video) cur. Anton Vidokle, Fritz Welch (Wandzeichnungen und Sound) cur. Christoph Gerozissis und Jayce Salloum (Videoinstallation) cur. Regine Basha
3) THE BEST OF VIENNA
Mayday Production wird versuchen, die besten Mehlspeisen der Stadt zu finden und diese für die entstehende Ausstellung in der Kunsthalle Exnergasse verwenden.
RESIDENZ WIEN
Die folgenden drei Projekte werden in Form von drei Installationen realisiert:
17. - 20. Mai 2000
Jayce Salloum - Agit Prop Residence
Jayce Salloum ist ein Künstler, der sich die letzten 15 Jahre mit dem ständigen Prozess des Dokumentierens, Sammelns und Filterns von visueller Kultur beschäftigt hat, der an Übergangsorten bzw. in Zwischenexistenzräumen stattfindet, wie etwa lokalen Stadträumen, die einen ständigen Umschwung erleben (New Yorks East Village), geopolitisch abgetrennten Gebieten <o:p></o:p>(Südlibanon) oder Palimpsesten von historisch bedeutenden Regionen (Ex-Jugoslawien). Diese manifestieren sich mittels Straßenfotos, spezieller Bildsprache, Video, Film, Installationen, kuratoriellen und akademischen Vorhaben, wodurch Salloum um kontroversielles Terrain kreist, in dem das konstruierte urbane oder suburbane Milieu soziale und politische Diskurse wiederaufleben lässt, die ansonsten unbemerkt unser tägliches Referenzpotential passieren.
Für Agitprop wird Jayce Salloum als Besucher seine Residenz aufschlagen, gesammelte Objekte für eine Installation mitbringen und das Publikum dazu einladen, diese Sammlung zu erweitern. Gespräche und Interviews mit BesucherInnen werden mittels Video aufgezeichnet, geschnitten und in die fortlaufende Arbeit einbezogen. Die Gesamtlänge setzt sich dann zusammen aus, Aufzeichnungen und anderem Material aus (Ex) Jugoslawien und dem Nahen Osten, das sich für Salloums Studie von Grenzen, Zuflucht und den Bedingungen von lebender/wechselnder Transkulturalität eignet.
Jayce Salloum wurde im Libanon geboren, ist kanadischer Staatsbürger und lebt in Vancouver.
24.-27. Mai 2000
Fritz Welch - Wall Drawing and Sound, 2000
ortsspezifische Installation
Fritz Welch arbeitet mit zwei Medien: Zeichnung und Sound. Er zeichnet mit Graphit oder Tinte auf verschiedenen Oberflächen und nimmt die dabei entstehenden Sounds auf. Beide Formen resultieren aus den kulturellen Produkten und Beiprodukten, die sich um uns herum häufen (wie all der Mist) und einem Prozess, der aus Auseinandernehmen, Zerstörung und Regenerierung besteht.
Welch lässt sich von Agit-Prop Graffiti, Flyers, chinesischen Speisekartenmarginalia u.a. inspirieren, so wie durch täglichen Ambient Sound und Gespräche. Objekte und Bilder, die jedes Leben oder jeden kulturellen Wert entbehren und nicht einmal im Stande sind, als Kitsch abgetan zu werden, sowie Sounds, die sich an der Grenze von Musik und bloßen Geräuschen bewegen. Für die Kunsthalle Exnergasse wird Welch eine überdeimensionale Wandzeichnung gestalten, die er mit einer speziell erzeugten Soundcollage verknüpft.
Fritz Welch lebt und arbeitet in Brooklyn und hat vor allem im Raum New York ausgestellt.
Er tritt regelmäßig mit seiner Gruppe Bushwick Trio in New York's Knitting Factory auf. Zuletzt stellte er in der Transmission Gallery in Glasgow und im AC Project Room in New York aus.
31. Mai - 6. Juni 2000
Matthew Buckingham und Joachim Koester
"Sandra of the Tuliphouse or How to Live in a Free State (Ellipses)"
16mm Film/Video/Diainstallation mit Sound, 1998
"Ellipses" ist Teil eines größeren Film- und Videoprojektes mit dem Titel "Sandra of the Tuliphouse or How to Live in a Free State", eine Zusammenarbeit zwischen Matthew Buckingham und Joachim Koester (Dänemark), die Vergangenheit und Gegenwart des Lebens in der anarchistischen "Freistadt" Christiana in Kopenhagen untersucht. "Sandra of the Tuliphouse or How to Live in a Free State" nähert sich Christiana als realem Ort, ein selbsternanntes Labor der Freiheit, eine Umgebung, die nahezu einzigartige Möglichkeiten bietet, um eine sehr eigene Geschichte von deutlich kontrastierenden Machtverhältnissen und starken sozialen Kräften zu enthüllen.
Der Teil "Ellipses" konzentriert sich auf die Subjektivität von Sandra, einer fiktiven Person, die Christiana während des Sommers besucht. Die ZuseherInnen folgen Sandra während der ersten vier Wochen innerhalb der Gemeinschaft, in der sie zusehends mit dem Symbolgehalt von Christianas Flagge beschäftigt ist, drei gelben Punkten auf rotem Grund. Sandra erinnert dieses Zeichen an eine Ellipse; die drei Punkte kennzeichnen fehlende Worte oder ausgelassene Teile eines gedruckten Textes (z.B.: ...). Als Ellipse repräsentiert dieses Symbol räumliche und zeitliche Brüche in Sandras Leben und jene Orte, die an ihre persönliche Dislokation erinnern bzw. in einem allgemeineren Kontext unerreichbare Situationen von Utopia widerspiegeln.
Matthew Buckingham lebt und arbeitet in New York. Zuletzt wurden seine Arbeiten in der Ausstellung "Greater New York" im P.S.1 gezeigt, im Musee d'Art Moderne de la Ville de Paris und dem Fridericianum in Kassel.
Seine Filme wurden in den Pacific Film Archives, im Berkeley Art Museum und im MoMA in New York präsentiert.