Zukunft in der Krise?

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Zukunft in der Krise?

Einblicke in die Lebenswelt der Jugendlichen

Mitarbeiter_innen und Teilnehmer_innen von WUK CoachingPlus haben sich aufgrund der aktuellen Entwicklungen mit den Themen Klimakrise, Kostensteigerungen und Zukunftsperspektive auseinandergesetzt.

Seit 2020 war die Coronakrise im Vordergrund und hat das Leben von vielen maßgeblich bestimmt. Langsam hat man sich an die neue Situation gewöhnt und auch gelernt damit umzugehen, sodass andere Themen auch wieder Raum einnehmen konnten, wie beispielsweise die „Fridays for Future“ Demos, die unsere globale Umweltkrise in den Fokus bringen. Mit dem 24. Februar 2022 startete dann die russische Invasion in der Ukraine, die wiederum bestehende Krisen verstärkte und neue Problemlagen verursacht. In diesem kurzen Beitrag können wir nicht auf alle weitreichenden Konsequenzen dieses Konflikts eingehen. Zwei Jugendliche, die bei WUK CoachingPlus teilnehmen, haben sich bereit erklärt an einem kurzen Interview zu dem Thema Energiekrise, Umweltkrise und steigende Lebenskosten teilzunehmen. Das Ziel dieses Beitrags ist es einen kleinen Einblick in die Lebenswelt unserer Jugendlichen zu geben und damit zum Nachdenken anzuregen.

Aus Sicht des Jugendcoachings

Auch im Jugendcoaching sind die Begebenheiten rund um die aktuellen Entwicklungen bemerkbar.  Mitarbeiter_innen tragen mehr Schal, trinken mehr Tee, gehen achtsamer mit dem Aktivieren der Heizung um und wir tauschen uns auch aus, wie jede_r privat mit den Themen Energiekrise, Umweltkrise und Kostensteigerungen umgeht. Die steigenden Kosten sind mittlerweile auch ein Problem der Mittelschicht. Personen, die nie gedacht hätten, um Hilfe bitten zu müssen, befinden sich jetzt genau in dieser Position. Im Gespräch mit Kolleg_innen kommt heraus, dass man sich Fragen stellen muss, wie „Wie viel heizen kann ich mir überhaupt noch leisten?“, „Wie viele Zimmer kann ich noch beheizen?“, „Kann ich mir die Lebensmittel noch leisten wie früher?“, „Dusche ich jetzt zum Beispiel im Fitnesscenter um Warmwasser zu sparen?“ usw. Die dadurch ausgelösten Zukunftsängste und weiterhin unklare Situation erschweren massiv unsere Arbeit im Jugendcoaching.

Im Jugendcoaching stellten wir uns schon vor diesen massiven Preissteigerungen oft die Frage der Existenzsicherung der Jugendlichen und wir bemerken eine Zuspitzung der Situation für viele, die zu uns kommen in der jetzigen Situation. Nun werden Fragen der Existenzsicherung auch für uns als „gutverdienende“ Coaches relevanter und das macht es schwieriger, Möglichkeiten für die Jugendlichen zu finden, ihre eigene Existenz zu sichern.

Einblicke in die Lebenswelt der Jugendlichen

Fabi, 22 Jahre

Mich beschäftigen tatsächlich Gedanken über das Leben/die Zukunft von Menschen und Familien in Armut, sowie der "sozialen Mittelschicht", als auch Menschen ohne Obdach, welche es vor der Krise ohnehin schon nicht nur finanziell verdammt schwer hatten und deswegen viel einsparen und verzichten mussten, sondern auch daran gehindert sind ein sorgenfreie(ere)s Leben, wie es jeder Mensch eigentlich verdient hat, zu leben. Insbesondere Kinder, welche (nicht nur) durch diese Krise bereits düstere Jahre erleben mussten, werden in ihrer Zukunft - sofern sie diese noch erleben dürfen - vermutlich nicht gerne in ihre Kindheit zurückblicken.

Aufgrund meiner Vergangenheit, in der ich in Armut aufwuchs, habe ich von klein auf schon lernen MÜSSEN mit Geld möglichst sparsam und sinnvoll umzugehen. Aber nicht nur mit Geld, sondern auch mit Lebensmitteln und verschiedensten Gegenständen, welche so lange wie möglich genutzt wurden, da Ersatz nicht immer gleich leistbar war.
Doch diese Erfahrung in dem Abschnitt meines Lebens - so düster er auch war - lehrte mir sehr viel bezüglich Verbrauch und Wiederverwertung von allem Möglichen.
Somit sind die Maßnahmen, die ich mir gesetzt habe, (fast) nur das Nötigste auszugeben und alles so behutsam wie nur möglich zu behandeln/verbrauchen, damit die Lebensdauer der Gegenstände möglichst lange bleibt und somit nicht nur dem Geldbeutel, sondern auch der Umwelt ein bisschen weniger geschadet wird.

Persönlich hoffe ich einfach nur, dass alle Menschen nun endlich lernen für einander und für die Umwelt da zu sein. Erfahrungen, welche ich in meinem Leben bisher gemacht habe, geben mir das Gefühl, dass aus meiner Hoffnung allzu schnell nichts wird. Realistisch gesehen, gehe ich dennoch davon aus, dass eine leichte, kontinuierliche Besserung zu erwarten ist. 

Emma, 21 Jahre

Ich merke die steigenden Lebenskosten bisher am meisten beim Einkaufen. Mein Freund und ich haben uns bis jetzt die Kosten so aufgeteilt, dass ich die Einkäufe und das Internet übernehme, während er für die Heizkosten zuständig ist. Die steigenden Kosten machen mir schon Sorgen, da ich nicht weiß wie lange wir uns das alles noch leisten können. Gleichzeitig habe ich die Hoffnung, dass sich die Lage auch wieder entspannt.

Wenn ich an meine Zukunft denke habe ich Ängste, wie das alles weitergeht. Themen wie der Ukrainekrieg und die Klimakrise belasten mich. Ich bekomme schon ein wenig davon mit, aber ich vermeide auch mich damit allzu sehr zu beschäftigen, da es mir nicht guttun würde. Trotz all der Problemlagen bin ich aber auch noch optimistisch, dass sich die Dinge auch wieder zum Positiven wenden können. Im Jugendcoaching kann ich auch über meine Probleme sprechen und es hilft mir Lösungen zu finden. Ich bin auch in der glücklichen Situation ein soziales Unterstützungssystem zu haben, das mir hilft mit Problemlagen umzugehen.

Zurzeit arbeite ich in einem Projekt, indem ich meine Kreativität einbringen kann. Ich vermeide darüber nachzudenken, ob das Geld reichen wird und arbeite daran einen Job zu finden, indem ich mich wohl fühle und genug verdiene, um mein Leben zu finanzieren.

Text: Anna-Katharina Heinzle, Jugendcoaching und Sandra Lehner, Jugendcoaching

NEBA ist eine Initiative des Sozialministeriumservice.

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