Baustellenkunst

Baustellenkunst

Das media_lab an der Bildenden

Jugendliche von WUK work.space versuchten sich in Bildhauerei – mit Beton. Die Trainer_innen Christine Caran und Zoran Sergievski berichten von einem spannenden wie entspannten Workshop.

„Baustelle!“ war der erste Geistesblitz, der manchen im media_lab durch den Kopf schoss, als wir ein neues Projekt präsentierten. „Ah ja, Beton, kenn mich aus!“, meinte Teilnehmerin Viki. Sie hatte schon oft bei familiären Renovierungen angepackt. Die Medienwerkstatt bei WUK work.space hat aber nicht plötzlich ihren Fokus gewechselt, sondern geweitet.

Mitte Jänner besuchten wir nämlich die Akademie der Bildenden Künste, kurz Bildende, für einen Workshop in Bildhauerei. Es ging also weniger um Bauarbeiten als um Kunst.

Der Gedanke an eine Kunstuni schreckte einige ab. Nur wenige trauten sich überhaupt zu, kreativ zu sein. Dafür schufen aber alle überraschend vielseitige Skulpturen. Zuvor wollen wir aber noch erzählen, wie es überhaupt zum Workshop kam.

Neue und alte Kooperationen

Kunstkarrieren müssen nicht schnurgerade von Volksschule zu Studium verlaufen. Das wollen Studierende der Bildenden Jugendlichen vermitteln. Dazu betreibt die Kunstuni das AgidS – Akademie geht in die Schulen. Es ist ein niederschwelliges, experimentelles Programm für Schulen und Institutionen wie WUK work.space. Unsere Gruppe kam in den Genuss, da wir durch einen bestehenden Kooperationspartner verkuppelt wurden: Die Wanderklasse brachte unseren Teilnehmer_innen im Sommer schon einmal Beton nahe, aber in verbauter Form. Beim Projekt „Switch“ lernten die Jugendlichen, sich mit Landschaftsarchitektur, Stadtplanung und Teilhabe auseinanderzusetzen. Auch damals gab es eine künstlerische Intervention, nur mit Sprühkreide. Wie im Sommer begleiteten Wanderklasse-Obfrau Sibylle Bader und Architektin Sara Zebec unsere Gruppe beim Werken.

Neue Fähigkeiten und Potenziale

Der Workshop fand in den tollen Räumlichkeiten der Akademie statt und war aus unserer Sicht sehr erfolgreich und gut organisiert. Die Betreuung war sehr aufmerksam und es fand ein entspannter, offener Austausch statt. Wissen wurde vermittelt und durch das experimentelle Arbeiten haben die Jugendlichen neue Fähigkeiten und Potenziale entdeckt. Jene, die sich für unkreativ hielten, gossen vielfältige Formen, bauten schöne Alltagsgegenstände und hatten im Gros viel Spaß an der abwechslungsreichen Arbeit.

Die Teilnehmer_innen lernten zunächst, dass Beton kein ungefährliches Material ist, worauf man bei einer umweltfreundlichen Entsorgung achten muss und ähnliches. Akademie und Wanderklasse legten sehr viel Wert auf Schutzmaßnahmen. Arbeitskleidung, FFP-2-Masken und Handschuhe waren ohnehin Pflicht. Bevor es ans Werk ging, wurde alles mühevoll abgeklebt und ausgekleidet.

Holprige Biografien

Unsere Jugendlichen fühlten sich sehr wohl und gut abgeholt. Das lag nicht zuletzt am Briefing durch Studierende der Bildenden. Die erzählten ihre persönlichen Geschichten und holprigen Bildungsbiografien, die da und dort jenen unserer Teilnehmer_innen ähnelten. Sie stellten ihre Projekte vor und bemühten sich anschließend um eine sehr intensive Betreuung jeder_jedes Einzelnen. Dabei ging es um Fragen wie: Wie mische ich was an? Passt die Konsistenz? Worauf ist zu achten, womit könnte ich experimentieren?

Die Teenager_innen waren mit Freude dabei und motiviert, unkonventionell zu denken. Beim AgidS-Workshop entstanden so experimentelle, anspruchsvolle Kunstobjekte. Leider gingen trotz der Vorsicht einige am zweiten Projekttag zu Bruch. Wer wollte, konnte ihre_seine unversehrten Stücke noch mit Acrylfarben bearbeiten. Am Ende stand die Präsentation der Werke.

Hier die Einschätzungen einiger Teilnehmer_innen im Wortlaut:

Viki, 16:
„Ich finde, es war sehr spannend etwas Neues zu probieren und das Experimentieren mit verschiedenen Materialien (mit Acryl, Zement, Öl, Pigmenten, Wasser, Sand …) fand ich auch spannend.“

Manjeet, 16:
„Ich habe den Workshop sehr interessant gefunden, weil es war was Neues was ich gemacht habe. Das Zement, Sand und Wasser Mischen hat sehr Spaß gemacht und heraus zu finden, ob es perfekt für den Gegenstand ist, war auch interessant. Ich habe auch ein paar Experimente mit Acrylfarben gemacht, mit Öl und auch ohne Öl, das Ergebnis war sehr gut mit beiden. Was mir am meisten gefallen hat, war ein Teelichthalter, den ich als erstes gemacht habe. Die Oberfläche hat nach dem Austrocknen sehr geglänzt und sah sehr gut aus.“

David, 15:
„Es war nicht so meins, ich denke andere Leute hatten Spaß am Betonieren. Aber der Student war hilfreich und nett und hat mir alles erklärt. Mit dem Beton zu arbeiten ist zwar anstrengend, aber es war eine gute Erfahrung. Das Anmalen war ok, es ist aber nicht meine Leidenschaft. 6/10 Punkten für den Workshop, der sehr gut organisiert war.“

Dieses Vorhaben wird aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds als Teil der Reaktion der Union auf die COVID-19-Pandemie finanziert.

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