Zeit

Mi 18.10.2006 - Fr 17.11.2006

Ort

Kunsthalle Exnergasse

EAR APPEAL, Flyer, Detail
Kunst

EAR APPEAL

Ausstellung

Eröffnung: 18.10.2006 19 Uhr

Künstler/innen:

Rashad Becker (D), Justin Bennett (GB/NL), Benjamin Bergmann (D), Elisabeth Grübl (A), Arthur Köpcke (D/DK), Genesis P-Orridge (USA), Ruszka Roskalnikowa (PL), Paula Roush/msdm (PT/GB), Mika Taanila (FIN), Ultra-red (USA), Annette Weisser (D)

Kuratorin: Doreen Mende

 

“Listening to music is listening to noise, realizing that its appropriation and control is a reflection of power, that is essentially political.” Jacques Attali

 

Unsere tönende Umgebung hat einen weitaus unmittelbareren Zugriff auf das tägliche Handeln als eine suggestive Bildproduktion. Klangfelder bestimmen ökonomische, soziale sowie kulturelle Territorien. Ausgehend von der Fragestellung "Wie beeinflusst Sound unsere Gesellschaft?" verhandeln elf künstlerische Positionen in orts- und raumspezifischen Arbeiten zwei Themenfelder: Kontrolle und Raumproduktion durch Sound.

EAR APPEAL ist keine Soundart-Ausstellung, sondern versteht Sound als konzeptuelles und analytisches Material, um die raumdefinierenden und kontrollierenden Funktionsweisen von Sound zu befragen. Täglich umgeben uns Schallwellen im Stadtraum, functional music in Shopping Malls, elevator music, telephonetischer Hold-The-Line-Singsang oder wohl-tonale Berieselung in Hotel Lobbies, Restaurants oder Arztpraxen. Audio Branding begegnet uns im Hörfunk und Fernsehen, aber auch beim Zuschlagen des Autos oder Knuspern des Kekses. Wir nehmen Klänge nicht nur über das Ohr wahr, sondern die Schallausbreitung wird auch über die Haut, Nase, Mund und Knochen absorbiert. Ein Standardslogan der Muzak Inc. in den 1960er Jahren war „Boring work is made less boring by boring music“. Der funktionale Klang von Muzak, ein in den 1920er Jahren entwickelter Begriff für Tape-Musik mit spezifischer Rezeptionsfunktion, ist eines der prägnantesten Beispiele dafür, wie Musik und Stille zur Kontrolle und Überwachung des Kaufverhaltens in Supermärkten, aber auch in Fabriken, Parks, Kliniken oder Schwimmbädern eingesetzt werden. Die Foucault’sche Internalisierung von Disziplin und Macht wird hier auf der Ebene des Hörens perfektioniert.

 

Wie John Cage festgestellt hat, gibt es keine absolute Stille. Klang definiert Raum und Raum lässt Klang wahrnehmen. Wesentlicher Ansatz einiger, zum Teil neuer Arbeiten ist das Kartografieren und Entfalten politischer und sozialer Soundurbanitäten in Wien, wodurch ein direkter Bezug zur Stadt entsteht und als Bestandsaufnahme sowie akustische Lagezeichnung funktioniert. Wenn Sound im öffentlichen und sozialen Raum das Thema einer Ausstellung ist, dann kann sie nicht nur im Innenraum stattfinden. Forschungsarbeit, Radiosendungen und institutionelle Kollaborationen vor Ort sollen den Ausstellungsraum der Kunsthalle Exnergasse auf die Stadt erweitern, die das Material liefert.

 

Annette Weisser befragt in ihrer neuen Arbeit, produziert im traditionsreichen Sendesaal des ORF, kulturelle Identitätsdefinitionen. Durch zahlreiche Interviews mit Werktätigen in Berlin, Paris und Wien erstellt Rashad Becker in einem installativen Beitrag ein Lautbild zum Verständnis von Arbeit. Der Beitrag des Fluxuskünstlers Arthur Köpcke führt ein Radioprogramm des BBC ad absurdum. Genesis P-Orridge thematisiert in einem Text (Graphic Design: Büro International London), wie wir unsere Informationen und Techniken nutzen können, um einen Guerilla War gegen Muzak zu kämpfen. Der Künstler und Filmemacher Mika Taanila dokumentiert das Phänomen von funktionaler Musik. Ruszka Roskalnikowa überträgt bekannte Strategien der Bildüberwachung auf Klang. Dass man Tönen nicht wie Bildern unmittelbar entkommen kann, ist durch skulpturale Raumarbeiten von Benjamin Bergmann sowie Elisabeth Grübl erfahrbar, die das Verhältnis zwischen Schallwellen, Körper und Raum bis zum Äußersten präzisieren. Justin Bennett erweitert sein laufendes Städteprojekt um eine karthografische Tonaufnahme von Wien. Stadtraum wird bei Paula Roush/msdm unter dem Aspekt von Protestkultur analysiert, verbunden mit einem workshop ist ihr Beitrag eine weitere Station ihrer Protest Academy. Die Installation von Ultra-red ist Setting für eine Versammlung, die politischen Aktivismus und künstlerische Praxis diskutiert anhand der konkreten Fragestellung, wie der Begriff ‚Armut’ in Wien akustisch differenziert und definiert werden kann.

 

Eine Kooperation mit Ö1 Kunstradio 

 

EAR APPEAL

09. 10. 2006 bis 01. 11. 2006

Call for Tactical Audio Submissions

 

EAR APPEAL

21. 10. 2006 - 12:30

Encuentro mit Ultra-red

 

EAR APPEAL

25. 10. 2006 bis 18. 11. 2006

Kanon auf ORANGE 94,0

 

EAR APPEAL

29. 10. 2006 - 23:05

EAR APPEAL on air / Ö1 Kunstradio

 

EAR APPEAL

05. 11. 2006 - 23:05

EAR APPEAL on air / Ö1 Kunstradio

 

EAR APPEAL - PROTEST ACADEMY WORKSHOP

11. 11. 2006 - 14:00

Protest Academy Workshop mit Paula Roush/msdm

 

EAR APPEAL

12. 11. 2006 - 23:05

EAR APPEAL on air / Ö1 Kunstradio