Zeit

Mi 25.6.2003 - Fr 25.7.2003

Ort

Kunsthalle Exnergasse

Banksy AoS tiger economics 300, Detail
Kunst

BANKSY

BAD PRESS

SCHABLONENGRAFFITI - www.banksy.co.uk

Eröffnung: 25. 6. 2003, 19 Uhr

Kuratorin: Monika Vykoukal

 

Mittwoch, 9. Juli 2003

19:00 Uhr: Graffiti und Kontrolle im Stadtraum

Mit city crime control (Projektgruppe, Bremen/D, www.citycrimecontrol.net), Sigi Feldbacher (Wiener Graffiti Union)

Videos:

Surveillance Camera Players (NY, www.notbored.org/the-scp.html),

The subconscious art of graffiti removal (MattMcCormick, USA 2001).

city.crime.control (c3), Projektgruppe aus Bremen (D), seit 1998 Auseinandersetzung mit Stadtent-wicklung, Kontroll- und Sicherheitspolitik, Privatisierung und öffentlichem Raum aus der Perspektive selbstorganisierter und subkultureller Zusammenhänge.

 

Mittwoch, 23. Juli 2003

19:00 Uhr : Vorträge zu textuellen und visuellen Aspekten von Banksy's Arbeit.

Mit Thomas Northoff (freier Autor, Fotograf und Graffitiforscher), Martin Reiterer (Literaturwissen-schaftler, Journalist) und Markus Hanzer (www.typemuseum.at).

 

Banksy wird in der Kunsthalle Exnergasse eine Zusammenstellung seiner satirischen Schablonengraffiti zeigen, die seit einigen Jahren StadtbewohnerInnen in aller Welt amüsieren und schockieren, von Bristol bis Tokio, San Francisco bis New York. Individuelle öffentliche Hinweise wenden sich anonym an alle Vorbeigehenden, zeitgenössische Machtverhältnisse werden gewitzt parodiert. Ein Repertoire von CCTV-Kameras, Barcodes, Affen, Ratten, Bomben, Polizisten und Strichmännchen wird in pointierten Spannungssituationen dargestellt. Die direkten, täuschend einfachen Darstellungen machen Strukturen von Besitz im öffentlichen Raum deutlich und stellen sie durch ihre freche Existenz in Frage. Materialien und Veranstaltungen im Rahmen der Ausstellung werden neben (Schablonen)graffiti vor allem den politischen Humor, Kollage, und Comicaspekte von Banksys Arbeit behandeln.

Seine Serien von Textarbeiten erzeugen und zeigen Doppelbödigkeiten im Alltag des Stadtraums auf. An touristischen Orten in London, findet sich die Beschränkung "This is not a Photo Opportunity", Zeichen auf Brücken weisen auf Falltüren hin, andere Stücke werden vorgestanzt angeboten: "Cut out and Collect".

Legalen, staatlichen und kommerziellen Kommunikationsformen steht die persönlich-öffentliche Botschaft gegenüber. Banksys Schablonen eignen sich so auch die Autorität offizieller Kennzeichen an, und deklarieren "Graffitiwände". In der Fotodokumentation wird augenscheinlich, dass den Anweisungen folge geleistet und gesprayt wurde, wo es gestattet war. Das Experiment thematisiert so, wie viele Arbeiten von Banksy, Gehorsam und eigenständiges Handeln.

 

Eine zentrale Strategie der komplexen, zweideutigen Bilder ist die Kollage von widersprüchlichen Elementen, die oft Klischees aus Massenmedien, Kunst, Politik, und Popkultur, darunter die Mona Lisa, Lenin oder auch Puh der Bär, neu kombiniert. Der entstehende Kontrast, vor allem auch zwischen Cartoontieren und Waffen, ist gleichzeitig grotesk und bittersüß. "I guess my pictures are like taking a photocopy machine down a dark alley and roughing it up", beschreibt Banksy diesen Ansatz. Die Graffiti gehen auf spezifische, lokale Situationen ein, so in einem besonders gewalttätigen Stadtteil von London mit "Please Drive-By Carefully" und behandeln aktuelle politische Ereignisse, das Regierungsjubiläum der Queen im Vorjahr, in den letzten Monaten den Irakkrieg.

 

Banksy thematisiert auch den Status der eigenen Aktivität als rebellische Kunst: Einige seiner Ratten sind in Pseudo-Action Paintings eingebunden, die sie selbst produziert zu haben scheinen. Er ergänzt idyllisch-kitschige Ölgemälde von Flohmärkten mit überfliegenden Kriegshubschraubern. In einer neuen Aktion hat er Che-Guevaras typisches Konterfei auf einer U-Bahnbrücke über einem Markt mit einschlägigen

Che-Fanartikeln in einer Serie langsam verrinnen lassen, denn "People seem to think that if they dress like a revolutionary they don't actually have to behave like one". Letztlich resumiert er "even if you don't come up with a picture to cure world poverty you can make someone smile while they are having a piss."

Banksys Arbeiten wollen in Prägnanz und Identifikation die Wirkung von Popsongs erreichen. Ziel ist deshalb auch eine möglichst große Verbreitung der Bilder und Texte, in Büchern und Magazinen, in Ausstellungen, und natürlich vor allem in Stadt und Land. Banksy hat unter anderem in London, Hamburg, und Los Angeles ausgestellt. Er bringt selbst eine Serie von Büchern heraus, bisher "Banging your Head against a Brick Wall" (2001), und "Existencilism" (2002) und war u. a. auch in "Stencil Graffiti" (Tristan Manco, Thames & Hudson, London 2002) vertreten.