Den revolutionärsten Moment in der Entwicklung der Malerei nannte der Dadaist und Dichter Tristan Tzara die Erfindung der Collage und meinte damit den fundamentalen Bruch mit etablierten Formen künstlerischer Repräsentation. In den die Collage bestimmenden technischen Verfahren, im Kleben (frz. coller), Kratzen, Schneiden, Reißen, Falten, Montieren, Assemblieren, Dekomponieren usw. steckt ein radikales Potential. Speisten sich die Papiers collés der Kubisten aus Gebrauchtem, Verworfenem und dem vermeintlich Banalen, umschwärmen uns heute die vielfach reproduzierten, reformatierten und re-editierten Kopien eines beständig anwachsenden digitalen Debris’. Der aktuelle Schwerpunkt der Fotogalerie Wien präsentiert in vier Ausstellungen ein breites Spektrum an Methoden und Verfahrensweisen der Collage in der zeitgenössischen Foto- und Videokunst. Sichtbar werden dabei die erzählerischen und autopoetischen Stärken dieser Kunstform ebenso wie ihre Innovationskraft als grundlegender, gerade im Einsatz neuer Technologien oder in räumlich-skulpturalen Erweiterungen zutage tretender Wesenszug. Stets lenken die Bilderdrifts auch anarchische, von Zufall und Spiel getriebene Energien.
Im Aufeinandertreffen der Werke Alexandra Baumgartners und Anita Witeks unter dem Titel „Welcome Home“ entstehen ebenso phantastisch wie unheimlich anmutende Räume, in denen das in-Beziehung-Treten von Menschen und Dingen untersucht wird. Anita Witeks Arbeitsweise speist sich aus der Tilgung dessen, worauf herkömmlicherweise der Fokus liegt. Der Bildraum wird begehbar, das Trägermaterial in den Mittelpunkt gerückt. Witeks Installationen nehmen motivisch Bezug auf die Collagen Alexandra Baumgartners, die das fotografische Material durch Übermalungen, das Ausbrennen von Bildinformation oder die Kombination von Motiven zurichtet. Der künstlerische Arbeitsprozess erscheint dabei als das einzig dauerhafte Zuhause.
Öffnungszeiten
Mo geschlossen Di 14-19 Uhr Mi 12-19 Uhr Do 12-19 Uhr Fr 14-19 Uhr Sa 10-14 Uhr