Schuld (Ver) Schreibungen
Der Vortrag erörtert Spuren der Schuld in der Nachfolge von Zweitem Weltkrieg und Shoah – insbesondere in Rücksicht auf deren Fortschreibungen im literarischen Gedächtnis und im Diskurs der nachfolgenden Generationen. Dabei wird das prekäre Erbe als eine historische Form der Schuldverschreibung betrachtet und so der Blick auf das Wechselverhältnis von Schuld und Schulden im trans-generationellen Transfer gelenkt. Der Rekurs auf Szenen bei Shakespeare und Heine erhellt den kulturgeschichtlichen Horizont des Zusammenhangs von Geld und Genealogie.
Sigrid Weigel, ehem. Direktorin des Zentrums für Literatur- und Kulturforschung (Berlin); Publikationen zur deutschsprachigen Literatur und Kulturwissenschaft (Freud, Warburg, Benjamin, Scholem, Arendt, S. Taubes), zur Säkularisierung und Bildtheorie. Einen Forschungsschwerpunkt bilden Konzepte des Erbes, der Überlieferung und des Gedächtnisses – unter anderem in der Nachgeschichte des Holocaust.
Publikationen (Auswahl): Ingeborg Bachmann. Hinterlassenschaften unter Wahrung des Briefgeheimnisses (1999); Genea-Logik (2006); Märtyrer-Porträts (Hg. 2007); Heinrich Heine und Sigmund Freud (2010); Walter Benjamin: Die Kreatur, das Heilige, die Bilder (2008); Grammatologie der Bilder (2015).
Roland Innerhofer ist Professor für Neuere Deutsche Literatur am Institut für Germanistik der Universität Wien