Wagner und Feigl arbeiten daran

(c) Ulli Koch

Wagner und Feigl arbeiten daran

Seit über 20 Jahren existieren die Wagner-Feigl-Forschung|Festspiele. Doch lange war von dem Duo nichts mehr zu hören. Jetzt sind sie wieder da und beschäftigen sich in ihrer neuesten Arbeit mit dem Phänomen Auto.

Nach einer längeren Pause eurer Zusammenarbeit habt ihr euch entschieden erneut gemeinsam ein Projekt unter dem Label Wagner-Feigl-Forschung/Festspiele zu realisieren. Wie kam es zu dieser Entscheidung? Warum knüpft ihr erneut an eure Zusammenarbeit an?

Wagner-Feigl: Die Frage ist: handelt es sich bei der 'Wagner-Feigl-Forschung/Festspiele' wirklich um ein Label? Würden wir eine Kartographie unserer beider bisherigen Leben zeichnen, wäre 'Wagner-Feigl-Forschung/Festspiele' darin ein Sumpfgebiet, derart wuchernd und tief, dass jeder Versuch, es trocken zu legen, scheitern würde. Gelegentlich sind wir Observanten dieses Gebiets, Prinzen, die sich dort irrtümelnd hineingeritten haben, Frösche, die daraus hervorquaken. Gebildet hat sich der Sumpf so um 1994 herum, die erste Froschlaich ist 1996 zu verzeichnen: "wet'n wild"; darauf folgten, in kurzen Abständen, jede Menge weiterer spektakulärer Naturschauspiele.
Um 2009 herum ist es relativ still geworden im Sumpf: ein paar Blasen ploppen auf, der Wind streicht um ausgebleichte Pferdeknochen, hie und da ein gedämpfter Unkenruf und das Gerücht, der Einfluss fernliegender Fabriken habe das Gebiet verseucht. Doch der Schein trügt, denn es kann sein, es kann aber auch  - nicht-notwendig - ganz anders sein, eine Unberechenbarkeit, eine Möglichkeit, eine Kontingenz: die Observanten sind mit ihren Elektroautos versehentlich in den Sumpf gerast, jetzt steht er unter Strom, das Klima im Biotop ist gekippt, die Frösche küssen die Prinzen, Dampf steigt auf. Nach so langer Zeit wieder ein spektakuläres Naturschauspiel!: Blech und Gewebe V-VII im Projektraum des WUK.

In eurer Performance steht das Auto und dessen Einzelteile im Mittelpunkt. Warum habt ihr euch dafür entschieden?

Wagner-Feigl: Auch hier die Frage: Haben wir uns für das Auto entschieden? Oder ist es nicht eher so, dass wir dem Auto nicht entkommen, es uns immer wieder findet. Um das Auto kommt man nicht rum: es bewegt Menschen und es bringt sie um, es erregt und macht Angst. Das Auto ist das Trauma des 20. Jahrhunderts. Das Auto verfolgt uns, definiert uns, wo wir doch so stolz waren, dass wir endlich, endlich wenigstens einen kleinen Schritt weiter wären. Es ist zum verzweifeln. Da fangen wir ungefähr an. Mit dem Auto, indem wir es auseinandernehmen, Teile isolieren, tanzen lassen und zum Schwingen bringen.

Was sind Hyperobjekte und warum sind sie für euch so besonders interessant?

Wagner-Feigl: Das Klima, Migration oder die Weltwirtschaft ließen sich z.B. als Hyperobjekte beschreiben. Der Begriff Hyperobjekt wurde von dem britischen Literaturwissenschaftler und Philosophen Timothy Morton eingeführt. Morton beschreibt damit Objekte – oder erweitert Phänomene als Objekte – die derart über Zeit und Raum verteilt sind, dass sie ein einfaches Erfassen und Verstehen durch Menschen überfordern. Der Begriff wird innerhalb theoretischer Auseinandersetzungen verwendet und diskutiert, die der Objekt-Orientierten Ontologie (OOO) und dem erweiterten Bereich der spekulativen Theorie (spekulativer Materialismus / spekulativer Realismus) zugeordnet werden können. Nun sind wir ja keine Philosophen. Wir sind Performancekünstler - Tätigkeit und Handlung vom Material und vom Objekt aus gedacht sind die Bereiche, in denen wir uns bewegen. Wenn jetzt Hyperobjekte auftauchen, löst das Resonanzen aus – und Fragen. Lassen sich die Techniken, denen wir uns verbunden fühlen, die wir entwickelt haben, auch auf diese Art Objekte anwenden? Wie reagieren sie? Gleichzeitig sind uns als Prozesskünstler, die mit einem erweiterten Objektbegriff operieren, viele Dynamiken und Qualitäten, die Morton beschreibt, aus der künstlerischen Praxis – der eigenen und der von Kolleg*Innen – bekannt. Es ist inspirierend, die Nähen und Präzisierungen in einem anderen Bereich zu erkunden. Und ehrlich gesagt auch beruhigend.

Wie wird der Raum gestaltet sein? Ist es eher eine Installation, die die Zuschauer_innen betreten oder ein klassisches Theatersetting?

Wagner-Feigl: Wir werden eine grundsätzlich offene Raumsituation schaffen. Die Zuschauer*innen werden sich, sofern es die Sicherheitsbestimmungen zulassen, im Raum weitgehend frei bewegen können - es geht darum, den Besucher_innen eigene Entscheidungen bezüglich Perspektivwechsel, Nah- und Distanzverhältnisse zum performativen Geschehen einzuräumen. Direkte Interaktionen wird es nicht geben, stattdessen eher Angebote zur Teilhabe, zum Eintauchen in die performative Installation. Für einen möglichst komfortablen Aufenthalt bieten wir mobile Sitzgelegenheiten an.

Wagner-Feigl-Forschung|Festspiele: Hyperobjekte? Wagner und Feigl arbeiten dran ...
Blech und Gewebe V - VII

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