Der Mensch steht immer im Mittelpunkt meiner Arbeiten.

© Ian Whalen

Der Mensch steht immer im Mittelpunkt meiner Arbeiten.

Die Einzigartigkeit des Menschen ist ein zentraler Ausgangspunkt von Nikolaus Adlers choreographischen Arbeiten. Um diese Einzigartigkeit bei den Tänzer_innen, die in BRIGHT RED auf der Bühne stehen werden, zu erfassen, wurden sie gebeten ihr Lieblingsbuch herauszusuchen und darauf aufbauend eine Bewegungssprache zu entwickeln. Wie sich dies zu einem Stück verschränkt, erläutert Nikolaus Adler im Gespräch mit dem WUK Magazin.

BRIGHT RED spielt mit dem Gedanken, den Menschen als ein Buch zu betrachten und die Menschheitsgeschichte als Bibliothek. Dazu hast du auch ein Zitat von Laurie Anderson, eine US-amerikanische Performance-Künstlerin, Musikerin und Filmregisseurin, gewählt “When my father died we put him in the ground | When my father died it was like a whole library had burned down." Wie bist du auf dieses Zitat aufmerksam geworden und was bedeutet es für dich?

Nikolaus Adler: Wie viele bin ich mit ihren Arbeiten groß geworden. Was für eine unglaubliche Künstlerin! Daher kannte ich auch das Lied schon gut. Aber wie so oft entstehen erste Ideen durch zufällige Wiederbegegnungen. In diesem Fall sah ich mal wieder François Truffauts Fahrenheit 451, übrigens ein gut gealterter Film. Als ich auf dem Heimweg über den Film und seine Bilder sinnierte, über das Feuer und über diese Buchmenschen, die im Wald ihre Lieblingsbücher rezitierend umherwandeln, um sie nicht zu vergessen, um sie der Nachwelt zu erhalten, hörte ich Laurie Anderson. Als ich mich also mit meinen Gedanken spielte und mich zum Beispiel an den Brand der Bibliothek aus Der Name der Rose erinnerte, in dem diese einzigartigen unwiederbringlichen Schätze von Büchern für immer in den Flammen ausgelöscht werden, erinnerte ich mich wieder an das Lied, aus dem das Zitat stammt. So zogen das Liedzitat wie auch die Referenzen aus den Filmen in das Konzept für meine aktuelle Arbeit ein und legten den Grundstein für BRIGHT RED. Das der Titel des Stückes BRIGHT RED auch der Titel des Albums von Laurie Anderson ist, ist mehr als nur eine Hommage, aber da will ich noch nicht zu viel verraten.

Warum bezeichnest du BRIGHT RED auch als eine Ode an den Mensch? Was fasziniert dich am Menschsein, an der Individualität und der Einzigartigkeit jeder Person?

Nikolaus Adler: Der Mensch steht immer im Mittelpunkt meiner Arbeiten.
Es gibt einen Satz von Werner Schwab „Wir sind in die Welt gevögelt und können nicht fliegen.“ Ich finde, der beschreibt recht gut, wie ich mich auf dieser Welt fühle. Irgendwo in mir drinnen, glaub ich, dass es vielen so geht. Der Grund, warum das zu dem Mittelpunkt meiner Arbeit geworden ist, ist wohl derselbe Grund, warum ich ins Theater oder ins Kino gehe: um plötzlich wieder Gefühle zu erleben, die man schon als vergessen geglaubt zu haben und, dass man nicht alleine damit auf dieser Welt ist.

Eine Herangehensweise, die dich auszeichnet, ist das Miteinbeziehen der Materialien, Gedanken und Ansichten der Tänzer_innen in dein Stück. Wie bist du diesmal dabei vorgegangen?

Nikolaus Adler: Bei diesem Stück soll ja zutiefst persönliches choreographisches Material auf das der anderen treffen, um sich daran zu bereichern und zu verändern.
Doch wie kommt man zu Beginn des Arbeitsprozesses zu diesen „authentischen“ Bewegungen?
Meine Annahme ist, dass wir das Innere des Menschen vielleicht am besten betrachten können, wenn wir uns seiner Leidenschaft annähern. Wenn wir also von etwas erzählen, das uns nahe geht, von etwas schwärmen, das wir lieben, dann geben wir mit unseren Worten, oder in der Choreographie mit Gesten und Bewegungen, mehr von uns preis, als wenn wir direkt nach unserer Person gefragt werden.
Das heißt für dieses Stück, dass die Tänzer_innen erst ihr Lieblingsbuch wählen mussten, um dann damit die von mir gestellten choreographischen Aufgaben zu lösen. Dabei sind sie damit beschäftigt, diese Tasks zu lösen, anstelle darüber nachzudenken, wie sie selbst dabei wirken. Wichtig ist mir, dass niemand als der/die Tänzer_in selbst weiß, welches Buch er/sie gewählt hat, geht es doch um den Menschen selbst, der diese Bewegungen tanzt bzw. erschafft.
Mit diesen Choreographien bekamen dann die Tänzer_innen wiederum Aufgaben, welche sie mit den Choreographien der anderen zu lösen hatten.

Für das Bühnenbild arbeitest du mit der Szenographin Sophie Eidenberger zusammen. Was wird uns da erwarten?

Nikolaus Adler: Auch in der Szenographie und dem Kostümbild sollen die Motive der Individualität und Authentizität aufgenommen werden. Es soll ein eher abstraktes Spiel mit dieser Idee des "Freilegens" sein, das ja auch im choreografischen Prozess wesentlich ist. Im Bühnenbild hat Sophie Eidenberger ihre eigene Vorstellung von individuellen Begegnungen als Ausgangspunkt genommen; für sie fühlt sich das eigene Innere an wie ein Gerüst, das sich im Aufeinandertreffen mit anderen auflöst und danach wieder neu zusammensetzt.

Nikolaus Adler: BRIGHT RED

Vorstellungen
Sa 30.4. bis So 1.5., Mi 4.5., Fr 6. bis Sa 7.5.
19:30 Uhr
Saal
€ 20 | 16 | 12 | 10

Mehr Informationen findest du auf der Eventseite.

© Ian Whalen

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