Utoperan19
Kann im Mythos Zivilisation eine Utopie versteckt sein? Dies ist eine Ausgangsfrage, die das Stück Utoperan19 aufwirft. Posaunist Bertl Mütter setzt sich in seinem Werk mit dem Festivalthema Mythos Zivilisation auseinander. Im Interview erklärt er, wie er dieses Thema musikalisch umsetzt und welche Herausforderungen ihm dabei begegnen.
In deinem Stück setzt du dich mit dem Festivalthema »Mythos Zivilisation« auseinander. Wie übersetzt du dieses Thema künstlerisch?
Bertl Mütter Das weiß ich doch noch lange nicht: Siehe Antwort zu Frage 2.
Wie hast du das Stück erarbeitet, wie können wir uns deinen künstlerischen Schaffungsprozess vorstellen?
Bertl Mütter Zuallererst sind da Besprechungen. Dann verfasse ich einen Text, einerseits für den Veranstalter zur bewerbenden Ankündigung, andererseits als Grundpegel, von dem die weiteren Überlegungen und Verwerfungen ausgehen. Steht einmal alles so da, kann ich es getrost seine je eigene Zeit gären lassen, dieweil ein aufs Thema fokussierter Geist wie nebenher damit beschäftigt ist, Aufzulesendes aufzulesen und gewissermaßen einzuverleiben. Wenn die Zeit gekommen ist (nicht eher als zwei Wochen vor der Aufführung – da es sich um ein Solowerk handelt, habe ich kurze Reaktionswege), nehme ich mir das so und auch anderswie gewonnene Material her und baue es so zusammen, wie es sein will: Alles in Allem ist es ein sehr ungeheimnisvolles Werden, logisch fast, mit allen Verwerfungen, das schon.
Anders geantwortet: Über meinen künstlerischen Schaffungsprozess habe ich meine Doktorarbeit (»Das Geräuch-das-man-macht-bevor-man-anfängt-zu-dichten. Vom Suchen, Finden, Erfinden, Entdecken des Klangs. Eine Schule des Staunens«; 2013) geschrieben; so etwas ließ und lässt sich für mich nicht in kurzen Sätzen, sondern lediglich mosaikartig und in verwirrender Breite mitteilen. Du findest etliche Informationen dazu auf meiner Homepage.
Dein Schaffen, so steht es in der Stückankündigung, bewegt sich zwischen Sehnsucht und Ernüchterung. Was können wir uns darunter vorstellen?
Bertl Mütter So ist doch – auch – unser Leben, überhaupt. Ich glaube, dass ich ein grundlegend dem Leben positiv zugewandtes Wesen habe. Also keine Sorge wegen der »Ernüchterung«. Wir können uns also vorstellen, dass mein Schaffen, wie generell unser Leben, zwischen Sehnsucht und Ernüchterung west, frohgemut.
Im Ankündigungstext steht die Frage »Was wünschen wir uns eigentlich?« Was wünschst du dir und warum ist die Frage wichtig?
Bertl Mütter Es handelt sich hier möglicherweise um eine rhetorische Frage. Da es um Zivilisation geht, erinnere man sich des Märchens Vom Fischer und seiner Frau. Darin wird Wichtigstes abgehandelt.