"Löcher in der Wand"
Die Ausstellung „Löcher in der Wand“. Anachronische Annäherungen an die Gegenwart nimmt Siegfried Kracauers Geschichtsverständnis als Ausgangspunkt, um gegenwärtige Fragen anhand von vergangenen Momenten zu erkunden. Alle gezeigten Werke setzen sich sowohl mit spezifischen historischen Konstellationen auseinander als auch mit den prinzipiellen Möglichkeiten der Erfassung und Darstellung historischen Geschehens. Die selbstreflexive Befragung der Darstellungsmittel von Geschichte entspricht einer Historiographie, die sich der konstruktiven Elemente von Fakten bewusst ist und genau deshalb keine „alternativen Fakten“ anbietet. Geschichte wird so betrachtet zu einem Prozess, der durch Vorläufigkeit gekennzeichnet ist. Dieser Zugang entspricht Kracauers Skepsis gegenüber dem endgültig Fixierten und der nachträglich begründeten Folgerichtigkeit einer Idee. Denn er war vielmehr davon überzeugt, dass es „immer Löcher in der Wand [gibt], durch die wir entweichen können und das Unwahrscheinliche sich einschleichen kann”.1
1 Siegfried Kracauer, Geschichte – Vor den letzten Dingen, Frankfurt a.M.: Suhrkamp, 1971, S. 20.
Mit Arbeiten von Kathi Hofer, Katrin Hornek, Dejan Kaludjerović, Tatiana Lecomte, Miklós Erhardt & Little Warsaw, Walid Raad, Vladislav Shapovalov, Slavs and Tatars, Johanna Tinzl & Stefan Flunger, UBERMORGEN
Kuratiert von Gudrun Ratzinger