BEEN CAUGHT STEALING 2
Eröffnung: Mi 07.06. 2014, 19:00
Ab 22:00 Dj-Set: runningmermaids
Finissage: Mi 11.06. 2014, 19:00-22:00
Ausstellung bis 14.06.
Künstler_innen: 18+, Shahin Afrassiabi, Carrick Bell, Harry Burden, Herbert De Colle, Marc-Alexandre Dumoulin, Oliver Laric, Maruša Sagadin
Kuratiert von Hannes Ribarits und Li Tasser
I walk right through the door.
Walk right through the door.
Hey all right! If I get by, it's mine.
Mine all mine!
[Jane’s Addiction, Been Caught Stealing, 1990]
Das Video zum Song "Been Caught Stealing" der Band Jane’s Addiction gilt als eines der einflussreichsten Musikvideos der Slacker-/Grunge-Kultur der frühen 90er Jahre. Auf MTV in Dauerschleife gespielt, leitet es auch gleichzeitig die Alternative-Phase des Musiksenders ein, in der es für kurze Zeit zu einer vermutlich einzigartigen, wenn auch nicht unproblematischen Verbindung von Mainstream- und Underground-Kultur kommt. In diesem Umfeld entstand ein von post-'68 aber auch von der Reagan-Ära und deren Gegenkulturen geprägter alternativer Raum. In den interaktiven Formaten MTV’s wird gleichzeitig eine erste Ahnung der neoliberalen Konsequenzen von virtueller Realität, Social Media und einer marktstrategischen Überführung von Hollywood-Blockbuster-Formaten in die Gaming Culture spürbar. Aus diesem widersprüchlichen Zustand heraus, versammelt die nach dem Video betitelte Ausstellung "Been Caught Stealing" in der Kunsthalle Exnergasse, Werke von KünstlerInnen, die von dieser Konstellation in ihren Arbeitsweisen sensibilisiert wurden. Mit Augenmerk auf die politische Relevanz des Mainstreams werden vertraute Bildsprachen disruptiv genutzt, auf ihr subversives Potential gefiltert und in ihre Einzelteile zerlegt.
Auch die mitunter intensive Sozialisierung durch die Computerspiele der späten 80er und frühen 90er Jahre bleibt nicht ohne Konsequenzen im ästhetischen System der KünstlerInnen. Gerade in Bezug auf die Vorstellung von virtuellem Raum und Interaktivität dienten etwa Adventure Games und Rollenspiele als Vorbereitung vieler Funktionen, die in Folge ganz selbstverständlich in den Social Media übernommen wurden. Das Verständnis von Raum und Interaktivität war aber in diesen Spielen oft überraschend subversiv – fast immer gibt es dort einen prototypischen Antihelden, den Underdog, der nur durch sympathisches Umgehen der Regeln das Ziel erreichen kann. Ähnlich hatte auch das noch junge Genre des Musikvideos lange Zeit den Vorteil, in seinen politischen Möglichkeiten nicht ernst genommen zu werden und konnte daher einen viel größeren Handlungsspielraum genießen als es etwa im Mainstream-Hollywoodkino der Fall war. Aus diesem kurzfristig luftleeren Raum ergibt sich wohl eine spezifische Idee von künstlerischer Freiheit, verbunden mit der Freude an einer Handlungsweise, die spielerisches Tricksen und slackerhaftes Zeit totschlagen als Modus der Subversion einsetzt. Es geht dabei um vordergründig harmlose, aber nicht weniger signifikante Interaktionen im eng gewobenen Netz der Unterhaltungsindustrie – also sozusagen getting away with it!
So begibt sich die Ausstellung auf die Suche nach einem Raum, in dem Politisches und Entertainment verschwimmen und betrachtet kollektiv erlebte Popkultur als wieder aufsuchbaren Ort der Interaktion, wo Kategorien wie highbrow und lowbrow verschwinden bzw. innerhalb derer ein Switchen mühelos möglich ist.