Zeit

Mi 14.11.2012 - Fr 21.12.2012

Ort

Kunsthalle Exnergasse

Bildnachweis: gelitin, 2012, Detail
Kunst

Baby, I lost my handshoes…

Ausstellung

Eröffnung: Mi 14.11.2012, 19 Uhr
Donna Huanca: Performance ’UNTITLED’ (Sade on DMT)

Baby, I lost my Handshoes... ist ein Ausstellungsprojekt, das 2010 von Donna Huanca (USA), Vytautas Jurevicius (LIT), Lisa Meixner (DE) und Aki Nagasaka (JAP) gegründet wurde. Die Gruppenausstellung wird von den KünstlerInnen selbst kuratiert und wurde in verschiedenen Ausführungen bereits in der Galerie Kurant in Tromso (Norwegen) und im Kunstraum des Forum da Maia in Porto (Portugal) präsentiert.

Ihre künstlerische und kuratorische Praxis verbindet ein gemeinsames Interesse an der Erforschung und Neuerzählung kultureller und sozialer Ausdrucksformen wie Sprache, Mode oder Architektur. Donna Huanca, Vytautas Jurevicius, Lisa Meixner und Aki Nagasaka bedienen sich in ihren Filmen, Performances und Installationen auf spielerische Weise Formaten wie Dokumentation, wissenschaftliche Recherche oder ethnografische Feldstudie und folgen dabei, wie die seltsamen Handshoes aus dem Ausstellungstitel, einem radialen Denkprozess, der sich seiner konkreten Definition verweigert um subjektive oder widersprüchliche Ergebnisse offen zu halten.
Dementsprechend orientiert sich auch die Ausstellung nicht an einem spezifischen Thema oder kuratorischen Konzept, sondern will vielmehr ein experimentelles Zusammenspiel unterschiedlichster Ideen, Formate und Erzählungen erproben.
Während der Dauer der Ausstellung präsentieren die KünstlerInnen ein Begleitprogramm aus Konzerten, Vorträgen, Performances und Diskussionen mit Gästen, deren künstlerische, wissenschaftliche oder kuratorische Positionierung die vielstimmigen Themen der Hauptausstellung Baby, I Lost My Handshoes... in einen dynamischen Dialog einbinden und fortschreiben.

Baby, I Lost My Handshoes... wird am 14. November 2012 mit einer Performance von Donna Huanca eröffnet. Während der Vienna Art Week finden vier Programme mit den Feature-Gästen Gerardo Contreras (MEX), Victor Boullet (GB), Nikolaus Feinig (A) Kyongfa Che (KOR/JAP) und Hermann Nitsch (A) statt, sowie eine Performance mit Vytautas Jurevicius und eine KuratorInnenführung. Gelitin hat anlässlich der Ausstellung ein Poster designed.


Programm im Detail:

Eröffnung / Mittwoch 14.11. 2012, 19:00
Donna Huanca: Performance ’UNTITLED’ (Sade on DMT)

Programme 1 / Freitag 16.11. 2012
19:00Uhr:
Victor Boullet: Performance ‘COCK THE HAMMER’
Victor Boullet ist Künstler. Er lebt und arbeitet in Paris.
victorboullet.com
20:00 Uhr:
Gerardo Contreras: Performance - Lecture 'LIFE IS AMAZING ART IS CUTE'
Gerardo Contreras arbeitet als Architekt und freischaffender Kurator in Mexico City.
preteengallery.net

Programm 2 / Samstag 17.11. 2012
16:30 Uhr: Stadtpark Brücke (Dauer: 5 min)
20:00 Uhr: Linke Wienzeile 78 (Dauer: 20 min)
Performance ‘WE ARE SO CLOSE BUT NOT REALLY. WE THINK WE ARE SO CLOSE BUT NOT. WE ARE SO STRANGER BUT HUMAN’ by Vytautas Jurevicius

Programm 3 / Dienstag 20.11.2012
17:00 Uhr:
Gespräch zwischen Kyongfa Che und Aki Nagasaka
Kyongfa Che lebt und arbeitet als freischaffende Kuratorin in Tokyo, Japan.
18:00 Uhr:
Nikolaus Feinig: Kontrabassimprovisation ‘WENN EINER ZWEIGESTALT IST (OF TWOFOLD NATURE) - HOMMAGE AN CHIRON’

Programm 4 / Mittwoch 21.11.2012
19:00 Uhr:
‘SOUND WORKS’ Gespräch zwischen Hermann Nitsch und Donna Huanca

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Donna Huanca, 1980 in Chicago geboren, lebt und arbeitet nomadisch. Studium an der Städelschule Frankfurt, an der Skowhegan School of Painting and Scuplture und an der University of Houston (Bachelor of Arts). 2012 Fulbright Forschungsstipendium für Mexico City.
Ausstellungen u.a.: Bard CCS, Annadale on- Hudson New York, PRETEEN Gallery, Mexico City, EXILE, Berlin.
Donna Huanca arbeitet mit verschiedensten Medien, ihr Hauptinteresse gilt dabei Kleidungstücken, als einem der ältesten und komplexesten Systeme menschlicher Kommunikation. Sie erforscht sich ständig weiter entwickelnde Ausdrucksformen ästhetischer Rituale, Arrangements und Displays, um in Installationen, Skulpturen und Collagen aus weggeworfenen Kleidungstücken und Schuhen hyper-reale Erzählungen zu konstruieren.
Donna Huanca wird ihre Performance UNTITLED (DMT) und eine neue Installation zeigen.

Vytautas Jurevicius, 1981 in Lithauen geboren, lebt und arbeitet in Frankfurt am Main. Studium an der Städelschule Frankfurt und an der Akademie der bildenden Künste Karlsruhe. 2012 Preis der Weidmann Stiftung.
Ausstellungen u. a.: ‚Regionale 2010’ Kunsthalle Basel und Kunsthaus L6 Freiburg, Universal Cosmopolitan Research Project‘ in London, UK, ‘Festival junger Talente’, Frankfurt am Main.
Vytautas Jurevicius interessiert sich für soziale Systeme, Kartographien, Landschaften, Kommunikation, sowie Popkultur, Sexualität und Gender. Zitate und Quellenmaterial aus diesen Bereichen bilden seine collageartigen Installationen, mit denen er auf persönliche Beobachtungen in seinem Umfeld reagiert.
Mit dem Ziel, die BetrachterInnen bewusst zu manipulieren, intensiviert Vytautas Jurevicius durch Performances die Kommunikation zwischen Publikum und Installationen.
Vytautas Jurevicius’ Performance „we are so close but not really. we think we are so close but not. we are stranger but human“, findet hintereinander an zwei verschiedenen Orten auf der Linken Wienzeile und im Stadtpark statt. Das Publikum sieht die Performance von weiter entfernten Standorten.
Seine Installation „wo die kätzschen wachsen“ („where the cats are growing“), eine große Sandlandschft mit Weidenkätzchenbüschen, Fotografien und verschiedenen Objekten ist eine Collage aus Erinnerungen des Künstlers – Verlorenheit zwischen Meer und Wäldern, eine Landschaft zum Versteckspielen.

Lisa Meixner, 1983 in Stuttgart geboren lebt und arbeitet in Wien. Studium an der Städelschule Frankfurt und an der Akademie der Bildenden Künste Wien. Diploma di Scultura der Accademia di Belle Arti Bologna. 2010 Atelierstipendium des BMUKK für Chengdu, China.
Ausstellungen u.a.: left – right, Hong Studio Beijing, Übermorgenkünstler II, Heidelberger Kunstverein, Lummerland I, Toves Galleri, Kopenhagen, rhein II, NoMad, Projekt Display Frankfurter Kunstverein.
Ausgehend von bestimmten Wörtern oder Themenfeldern, erarbeitet Lisa Meixner in einem erweiterten etymologischen und assoziativen Forschungsprozess Installationen, Videos, Skulpturen und Perfomances.
Sie kombiniert geschichtliche, mythologische und persönliche Aspekte solange bis die ursprünglichen Bedeutungen der Begriffe immer schwerer fassbar werden und gleichzeitig neue Erzählungen entstehen lassen. Eindimensionale Definitionen werden unterlaufen, indem sich wissenschaftliche Recherche mit einer persönlichen Logik vereint, um in einem wilden Denkprozess vielschichtigen, bis ins Unendliche gehenden Möglichkeiten und Bedeutungsebenen Raum zu geben.
In der KEX zeigt Lisa Meixner ihre Arbeit „Unterwasser“ eine Videoinstallation über den babylonischen Mythos der Meeresgöttin Tiamat, sowie die Assemblage “rhein I”, eine Arbeit über das ‚Fließen’, den ‚Flow’, in der geschichtliche und mythologische Erzählungen der Flüsse Rhein und Jangtsekiang verbunden werden.
„Chiron“ ist ein Film über die menschliche Hand, über die Beziehungen zwischen Sprache und Gestik. Er verknüpft die Evolutionstheorie des französischen Anthropologen André Leroi- Gourhan mit dem Mythos des Zentauren Chiron und erzählt dabei von der hybriden Existenz des modernen, urbanen Menschen und seiner unzertrennlichen Verbundheit mit Fahrzeugen, Touchscreens und Internetanschlüssen.
Kontrabassist Nikolaus Feinig präsentiert im Begleitprogramm seine Improvisation “Wenn einer Zweigestalt ist (Of twofold nature) - Hommage an Chiron.”, die basierend auf Gesprächen zwischen den beiden KünstlerInnen über den Mythos des Zentauren Chiron und Lisa Meixners Film entstanden ist.

Aki Nagasaka, geboren 1980 in Osaka, Japan, lebt und arbeitet in London. Studium an der Städelschule Frankfurt und University of Texas, Austin (Bachelor of Arts). Sie hat am CCA Kitakyushu Forschungsprogramm teilgenommen und 2012 den ‚Oversea Research Fellowship’ des Japanischen Kulturministeriums erhalten.
Ausstellungen u. a.: Zauderberg - Städelschule Absolventen Ausstellung, MMK, Frankfurt, Übermorgenkünstler II, Heidelberger Kunstverein,*Project, potentially no one sees it, Immediate Territory, Oxford.
Aki Nagasaka hat keine bestimmte Arbeitsweise und kein bestimmtes Arbeitsmedium. Sie wählt intuitiv ein Thema oder eine Fragestellung, die ihr in ihrem Leben begegnet und erforscht diese dann mit Bezug auf kulturelle, geschichtliche, fiktive und spekulative Quellen. Mit dem gesammelten Material und ihren persönlichen Erinnerungen und Assoziationen zu dem Thema bewegt sich ihre Arbeit zwischen Fakten und Erfundenem. Die künstlerische Arbeit ist Aki Nagasakas persönliche Erzählung zu dem jeweiligen Thema. Sie interessiert sich für Architektur, Städte, Szenerien, Power, Vulkane und für sorgfältig hergestellte Gegenstände.
Der Titel ihrer Arbeit „If on a winter’s night a traveler“ stammt von Italo Calvinos Erzählung „Wenn ein Reisender in einer Winternacht“ Es ist die Geschichte zweier Personen, die sich um verschiedene, sorgfältig ausgewählte Objekte herum entfaltet. Die Installation bildet die Erfahrung dieser Reise anhand von Objekten, Bildern und Tönen nach.
„Project T, T for Taut“ (Arbeitstitel) beschreibt Aki Nagasakas Beschäftigung mit dem deutschen Architekten Bruno Taut, seine unzähligen Reisen um den Globus, sowie seine künstlerische und wissenschaftliche Beschäftigung mit technologischen, sozialen und utopischen Aspekten. Aki Nagasaka findet in Tauts Ideen und Gebäuden auch die ideologischen Wurzeln der Architektur ihrer Heimatstadt wieder, eine der größten Neubaustädte in Japan. Die Installation besteht aus verschiedenen Skulpturen, Fotografien und Videos.