Ilse Haider
Vernissage: Mittwoch, 15. Mai 2002, 19:00 Uhr
Performance: 19:30 Uhr
Ilse Haider inszeniert in ihrem umfassenden Raumkonzept "Die tröstende Camera" den mit Spannung verfolgten Auftritt der Künstlerin als Stück in einem Theater. Das Thema der Aufführung behandelt grundsätzliche Fragen nach der Aufgabe des Künstlers oder der Künstlerin heute: Mit welchen Erwartungshaltungen des Publikums sieht sich die Künstlerin konfrontiert?
Was sind die Motivationen, die KünstlerInnen heute diesen Berufsweg einschlagen lassen? Wie lassen sich Alltag und der Anspruch, künstlerisch zu arbeiten, verbinden? Welche Durchsetzungsstrategien setzt man ein, um zu reüssieren?
Die formalen Mittel, diese Inszenierung ins Werk zu setzen, gliedern den Ausstellungsraum in unterschiedliche Raumsegmente. Eine Wand durchscheidet die Halle und teilt sie in Bühne und backstage. Zuerst betritt man im Backstage-Bereich den mit Stühlen und Spiegel eingerichteten Warteraum - die Garderobe der Künstlerin und das Foyer der TheaterbesucherInnen. Als weiteres retardierendes, die Spannung steigerndes Moment, gelangt man über einen kleinen Raumteiler zur Projektion eines Videos, das die Arbeitsräume der Künstlerin zeigt, die sich scheinbar ständig selbst um- und aufräumen.
Aus der Zone der Vorbereitung geht es weiter über eine Tür auf die eigentliche Bühne. Diese bleibt weiter der reichen Bedeutungsvielfalt der englischen Wortgruppe - suspense (Spannung) und suspension (Aufschub, Verschiebung) verpflichtet. Zwar ist vieles aufgehängt, doch die Dinge bleiben schwebend und unentschieden. Die KünstlerIn suspendiert sich teilweise selbst und hat die Aufgabe, die Hauptattraktion zu sein,auf das Publikum selbst verschoben. Alles befindet sich in einer "kritischen Lage" (lat. res suspensum) und der/die BesucherIn wird weiter auf die Folter gespannt. Zwei der vielen miteinander verwobenen Elemente des Hauptraums bieten eine Aufhebung bzw. Beseitigung dieses Zustandes an. Die durch "Die tröstende Camera" zugelassene Widerrede - der in die Kamera laut gesprochene "innere Monolog" nach kleinen Benachteiligungen im Alltagsleben – ist nach einem Aufschub im Nachhinein medial möglich. Und - die KünstlerIn dreht die traditionelle erotische Spannung zwischen nacktem weiblichen Modell und bekleidetem Künstler in der klassischen Malerei um und umgibt sich auf einem Foto, das am Ort des Geschehens selbst aufgenommen wurde, in angezogenem Zustand mit vier nackten Männern.