Zeit

Mi 16.6.1999 - Sa 17.7.1999
14.00 - 13.00 Uhr

Ort

Kunsthalle Exnergasse

KEX, 2015, Wolfgang Thaler
Kunst

SiQ 1999

Ausstellung

Eröffnung: 16.6.1999, 19 Uhr

Cur: Vanesa Cvahte

SiQ ist ein Gütesiegel für slowenisch Artikel, für deren Qualtät der Staat Slowenien bürgt.

Die teilnehmende Künstler und eine kurze Charakterisierung:

Marko Peljhan, Teilnehmer der documenta X (mit dem MAKROLAB – autonomous modular solar and wind powered communication and survival enviroment), entwickelt und reflektiert militant-strategische Systeme, arbeitet im Medien- und öffentlichen Raum, und im klassischen Galerienbereich, zur Zeit die Ausstellung in PS1

Nika Špan, realisierte z.B. ein Projekt im Kunstforum International - NIKA ŠPAN PREIS: Zeitschrift wird hier als eine Kunstintitution betrachtet, die ebenso wie das Galeriensystem, eine hierarchische Instanz für den Künstler  darstellt.

Marko Ornik, beschäftigt sich mit der „multiplen Persönlichkeit“ des Künstlers und stellt seine begrentzte Identität in Frage; entwickelt graphisch und inhaltlich die Präsentationsprojekte 

Rene Rusjan, verwandelt die Galerien in Alltagsorte – es geht ihr um eine Demystifizierung des White Cube (Projekt auf U3 – Trienale der slowenischen Kunst, 1979, kuratiert von Peter Weibel) 

Damijan Kracina, beschäftigt sich mit ökophilosophischen Fragen; sie thematisiert unter anderem die Fetischisierung und Manipulierbarkeit der Tiere („Natura Naturans“, Projekt im Naturwissenschaftlichen Museum in Triest, 1996)

Mirjana Rukavina, beschäftigt sich mit der Determinierung und Fetischisierung des Körpers durch die soziale Kontrollmechanismen (Projekt Milwaukee in Galerie CULT, Wien 1999)

Vuk ćosić, beschäftigt sich mit der »falschen Archäologie der digitalen Medien«, Erfinder des Begriffs net.art und einer der Pioniere in diesem Bereich der Kunst und Kritik, Teilnehmer von Ars Electronica 1997, Mitorganisator der NETTIME Konferenzen, Mitglied der Ascii Art Ensemble etc.

Vanesa Cvahte zum Ausstellungskonzept:

Für die 90-er gilt es das postmoderne Credo "anything goes" neu zu definieren - eine "Hegemonie der Heterogenität" (Simon Sheikh) scheint sich in der künstlerischen Produktion am Ende dieses Jahrhunderts betont zu manifestieren. Die Künstler nehmen sich die Freiheit, sich zwischen den verschiedenen Gattungen, Genres, Disziplinen, Medien und Institutionen nomadisch zu bewegen. Die meisten avancierten Künstler stellen sowohl in den klassischen Kunstinstitutionen aus und beteiligen sich gleichzeitig an den anderen Kunstpraktiken, die mit einem Museums- oder Galeriebetrieb kaum noch etwas zu tun haben. Die Idee einer Kunst, die a priori auf das "Betriebsystem Kunst" verzichten würde, scheint endgültig obsolet zu sein - nach dem pragmatischen Motto: wenn man nicht "in" ist, ist man "out". Innerhalb dieses "Pragmatismus" artikulieren sich die künstlerischen Positionen, die auf die neuen ökonomischen, politischen, sozialen und ästhetischen Herausforderungen medial flexibel reagieren, daher sind auch die Werke der Künstler schwer (historisch-formal) definierbar.

Eine offensichtliche Akzentverschiebung innerhalb der Heterogenität der Kunst der 90-er Jahre macht sich allerdings bemerkbar: der klassische, organische Objektbegriff in der Kunst scheint sich sukzessiv aufzulösen, wobei das aber nicht primär als Thema dieser Kunst als ein antibürgerliches Postulat betrieben wird, wie in den historischen Avantgarden, sondern eher als eine künstlerische Reflexion auf eine Leistungsgesellschaft betrachtet werden könnte. Daher wäre es und ist es vielleicht affirmativ, ausschliesslich eine Kunst zu fordern, die das Phänomen einer absoluten Auflösung des (ästhetischen) Objektes bevorzugt und sich in Folge dessen als tendierte Kommunikation artikuliert (was schon eine Mode im Kunstbetrieb geworden ist), da die Kunst in diesem Fall zu einem einfachen Echo des Gesellschaftlichen - der Leistungs- und Kommunikationsgesellschaft - und zu einer Bestätigung des status quo erklärt werden würde.

1. Die Auswahl der Künstler für das Ausstellungsprojekt SiQ 1999 basiert, im Namen einer "Hegemonie der Heterogenität" der 90-er, auf einer programmatischen Gleichwertung der verschiedenen Positionen, Medien und Statements: digitale Medien versus archaische Materialität, high-tech versus low-tech, direktes politisches Engagement versus ausgeprägte Individualität bzw. "persönliche Obsessionen" (oder zugespitzt: Politisches versus Formales), institutionelle Präsenz versus privates Denken oder Bekanntes versus Unbekanntes, Lokales versus Globales, Objekthaftes versus Kommunikatives. 

2. SiQ 1999 ist eine von der Kuratorin der Ausstellung künstlich kreierte Gruppe von sieben aus Slowenien stammenden oder in Slowenien wirkenden jungen Künstlern, die für diese Ausstellung, unter dem Versuch eines ungezwungenen Aufeinanderwirkens (vor allem per Internet), die neuesten Arbeiten geschaffen haben. Das Produkt dieser Kommunikation (die Ausstellung in der Kunsthalle Exnergasse) bestätigt die Differenzbildung als ein produktives Prinzip. Der Rahmen dieser Gruppe ist der gemeinsame geographische Ursprung der Künstler, was im Titel der Ausstellung symbolisch verborgen ist - SiQ ist ein (paraphrasiertes) Zitat aus dem "ökonomischen System Sloweniens": SIQ steht für "Slovenian Institute of Quality" - ein Institut, das slowenischen Produkten ein Gütesiegel verleiht, die den europäischen Qualitätsnormierungen entsprechen. Damit sollen provokative Gedanken evoziert werden: entspricht die Kunst dieser osteuropäischen Künstler den westeuropäischen Kriterien? Auf der anderen Seite betont der Name der Ausstellung gerade die Unmeßbarkeit der Kunst, die eben nicht als ein potentieller slowenischer Exportartikel bewertet werden kann.