WUK construct @ HOME

Handy mit Mobiltelefon und eine Kaffeetasse

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Ein Brückenkurs zwischen dem einen und dem anderen Zuhause

Trotz der Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie finden bei WUK construct Unterricht und Beratung statt, wenn auch anders als gewohnt.

Beitrag von Milena Merkač, WUK construct

„Hallo Zahra, wie geht’s? Wie läuft's zu Hause? Wie geht’s dir mit dem Lernen?“

So oder so ähnlich beginnt derzeit der Unterricht im Brückenkurs WUK construct. Per Sprachanruf oder Videotelefonie, versteht sich. Trotz der Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie finden Unterricht und Beratung statt, wenn auch anders als gewohnt.

Als Mitte März die Ausgangsbeschränkungen eingeführt wurden, haben wir uns recht schnell Strukturen überlegt, um sowohl den Unterricht als auch die Beratung fortsetzen zu können. Mit den Jugendlichen trotz räumlicher Distanz in engem Kontakt zu bleiben, war dabei ein wichtiges Ziel. Die Angst vor dem Virus und die veränderte Alltagssituation machen nämlich vielen Kursteilnehmer_innen schwer zu schaffen. Und ihre Sorgen sind nachvollziehbar: Wie soll ich lernen, wenn ich ein Zimmer mit drei Geschwistern teile? Wie soll ich mich konzentrieren, wenn meine Schwester im Krankenhaus liegt und ich sie nicht mal besuchen kann?

Neben der Unterstützung beim Lernen ist die Beratung und Begleitung wichtiger denn je, in einer Krisensituation, die alle unterschiedlich betrifft. Erfreulicherweise können wir nach ein paar Wochen im Home-Modus berichten, dass wir nach wie vor mit allen unseren Kursteilnehmer_innen in Kontakt sind.

Eine Unterhaltung auf Signal

„Wie geht’s dir mit dem Lernpaket für Mathe?“

Lernunterlagen für Deutsch

Den Brückenkurs besuchen derzeit 22 junge Geflüchtete, 11 junge Frauen und 11 junge Männer, mit den Erstsprachen Somali, Dari, Farsi, Arabisch, Englisch, Isoko, Pashto, Sorani und Spanisch. Einige von ihnen sind noch im Asylverfahren, andere haben bereits Asyl oder subsidiären Schutz erhalten. Die allermeisten besitzen keinen Laptop, manche haben auch keinen Internetzugang zu Hause, beziehungsweise nur sehr begrenztes Daten-Volumen am Smartphone. Den Unterricht komplett auf e-learning umzustellen, kam daher nicht in Frage. Um zu gewährleisten, dass alle – ungeachtet technischer Voraussetzungen – weiterhin am Kurs teilnehmen können, haben wir uns entschieden, ihnen Lernpakete per Post zu schicken. Im Zwei-Wochen-Takt bekommen die Lernenden Aufgaben-Pakete für die Unterrichtsfächer Deutsch, Englisch und Mathematik, gebündelt nach Themen und angepasst an das jeweilige Niveau der Lernenden.

In den ersten beiden Wochen mussten sich einige erst an das selbstständige Lernen zu Hause gewöhnen, nach und nach hat es aber bei den allermeisten erstaunlich gut geklappt! Zentral ist dabei, dass die Trainer_innen die Lernenden regelmäßig anrufen, um mit ihnen die Aufgaben für das jeweilige Fach zu besprechen und einen Lernplan zu erarbeiten. Diese Telefontermine werden den Lernenden vorab mitgeteilt, damit sie vorbereitet sind und eine gewisse Tagesstruktur haben. Falls es die Technik zulässt, finden die Einheiten über Video-Telefonie (Signal oder Zoom) statt, falls nicht, funktioniert auch vieles über einen good old Sprachanruf. Die Jugendlichen schicken den Trainer_innen per Signal ihre erledigten Aufgaben, und bekommen Korrekturvorschläge zurückgeschickt. Auch die Beratung findet über Sprach- oder Videoanruf statt. Unsere wöchentlichen Teamsitzungen funktionieren ganz gut als Konferenz-Call.

Alles in allem hängen wir recht viel am Smartphone und vor dem Bildschirm. Dieser neue Modus ist für alle Beteiligten eine Herausforderung, aber es klappt.

Wochenplan für Teilnehmer_innen

Und wie sehen das die Lernenden zu Hause?

Arbeitsaufgabe ein Comic zu erstellen

„Ich habe mit diesen Lernpaketen sehr viel gelernt und die Lehrerinnen haben mich jede Woche drei- bis viermal angerufen, um mir zu helfen.“

„Es ist in Ordnung für mich, wenn ich mit meiner Lehrerin telefoniere und meine Hausaufgaben bespreche. Wenn ich Fragen habe oder etwas nicht verstehe, kann ich direkt meine Lehrerin anschreiben.“

„Ich glaube, dass die Quarantäne für manche nicht gut ist, weil sie sich nicht konzentrieren können und dann nur ein paar Arbeitsblätter schaffen.“

„Wenn ich irgendeine Aufgabe nicht verstehe, kann ich auch meine Schwester oder meinen Bruder fragen.“

„Also für mich sind die Lernpakete gut, aber ich vermisse trotzdem die Schule, weil mir die Lehrerinnen die Sachen da besser erklären können.“

WUK @ Niederhofstraße: we'll be back

Nicht nur die Lernenden, auch wir – das Team von WUK construct, in unseren vielen neuen Standorten zu Hause – vermissen den gemeinsamen Standort in der Niederhofstraße. Es fehlen die Gruppendiskussionen im Unterricht, die Teamsitzungen an einem gemeinsamen Tisch, der Austausch mit den Kolleg_innen vom PSA-Projekt m.power, und auch die Beratung von besorgten Jugendlichen per Telefon ist nicht dieselbe wie vor Ort.

Ab wann der Kurs wieder in der Niederhofstraße stattfinden kann, ist offen. Was bereits klar ist: Wir freuen uns auf die Rückkehr an den gemeinsamen Standort.

Ein Text zu Smartphones

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