Wieviel (Selbst)Erfahrung passt durch ein winzig kleines Loch…

Wieviel (Selbst)Erfahrung passt durch ein winzig kleines Loch…

Lochkamera-Workshop bei WUK work.space

…oder, was haben ein Energydrink und eine Nadel mit Leonardo Da Vinci, zeitgenössischer Kunstpraxis und innovativen agrarökologischen Ansätzen in Zeiten der Energietransition zu tun? Frag einfach bei den Jugendlichen von WUK work.space nach.

Also, angefangen hat alles vor 2500 Jahren in China blablabla, die alten Griechen blabla, Leonardo Da Vinci als Erster blabla, Camera Obscura, also so ein Zimmer mit einem Loch in der Wand. Das Licht von außen kann nämlich durch das Loch schlüpfen und zeigt was draußen passiert wie ein Beamer und das kommt dann auf ein Papier und heißt Lochkamera.

Und genau so langweilig fängt auch unsere Geschichte mit einem Vortrag von Trainer Guntram in der craft_lab Morgenrunde an. Was labert der? Wir wollen schon den Kopf auf den Tisch legen und weiterschlafen als er eine Dose Energy auf ebendiesen knallt und meint: „Das wird unsere Camera und wir machen jetzt ein Foto.“ Trainerin Susanne hat inzwischen mit einer Folie, einer Klopapierrolle auch so ein Lochding gebastelt, hält es gegen die Lampe und schielt rein: „ich glaub das funktioniert wirklich.“

Wir setzen uns also raus in den Garten und starren auf eine Dose mit Loch. Guntram meint: „jetzt bitte acht Minuten stillsitzen und nicht reden“. M. fragt: „Spinnst du, ich habe ADHS“, aber Guntram meint das wäre viel cooler als jeder Insta-Filter und wir ziehen das durch. Wir schaffen es tatsächlich und nach einer Zaubervorstellung mit ein paar Chemieflaschen und einem Wechselsack bestaunen wir ein ziemlich lustiges Gruppenfoto. Ein paar von uns sind angefixt.

In den nächsten Wochen bauen wir eigene Dosenkameras, hantieren mit Chemikalien die es fürs Entwickeln braucht, und erforschen mit den Kameras unsere Umgebung im Sonnwendviertel. Uns geht der Knopf auf und unsere Bilder werden immer kreativer. Wir spielen mit Perspektiven, experimentieren mit Licht und Schatten und inszenieren spannende Selbstportraits. Wir scannen Negative ein und bearbeiten sie am Computer. Wir lernen aus Fehlern und werden richtig gut. Es kommt auch immer öfter neugieriger Besuch der unsere Kreationen sehen will. Wir sind stolz. Mit Knipsen hat das nix zu tun. Wir fotografieren

Gemeinsam mit unserer Wissenscoach Hanna besuchen wir eine Fotoausstellung im Quartier 21 und analysieren Fotos von anderen Pinholefotograf_innen. Es folgt ein Polaroid Workshop und wir philosophieren über die Bedeutung von Zeit, dem Hier und Jetzt und dem Recht am eigenen Bild. Wir wollen sogar unsere eigene Ausstellung vorbereiten, aber es kommt ganz anders:

Bei einem Fotostreifzug rennen uns durch Zufall Irene Lucas und Christoph Euler vor unsere selbstgebaute Großformatlochkamera und sind total begeistert. Die beiden Künstler_innen arbeiten im ArtSpace toZomia und konzipierten ein EU-gefördertes, transdisziplinäres Forschungsprojekt zusammen mit den LaaerBergBauerInnen und dem Raum für Nachhaltigkeit der Universität für Angewandte Kunst im Rahmen des  ERASMUS+ Projektes eduLANDS zu zeitgenössischer Kunstpraxis und innovativen agrarökologischen Ansätzen namens Expanded Gardens. Sie faseln von „Pinholephotography meets Solar-Slow-Foodcooking and communicates through sunlight“

Wir haben keine Ahnung was das alles ist. Wetten ihr auch nicht aber hey, die wollen, dass wir einen Workshop halten und bitten uns um unsere Bilder für ihre Ausstellung. Nervosität macht sich bei uns breit als Guntrams Augen immer mehr leuchten und wir wissen, dass mensch dem Typ nicht trauen darf, spätestens als wir uns plötzlich wiederfinden mitten am Laaer Berg und vor gefühlt 1000 quirligen Schüler_innen und nochmal so vielen Lehrer_innen. Überall Sonnenenergiekochgeräte mit riesigen Spiegeln. A zupft Guntram am Ärmel: „du weißt schon, dass ich Angst vor vielen Menschen hab?“ und der meint nur „wir schaffen das“.

Wir haben es auch geschafft. Souverän.

In Kleingruppen haben wir den Kids gezeigt wie unsere Kameras funktionieren, mit ihnen Fotos gemacht und vor Ort entwickelt. Es hat nicht alles geklappt aber den Schüler_innen, und schön langsam auch den meisten von uns, hat es angefangen zu gefallen. Manche von uns haben sogar Interviews gegeben. Wir durften unsere Skills präsentieren und alle fanden uns cool.

Und als die Schulklassen und Lehrer_innen endlich wieder weg waren ging es uns richtig gut. Wir waren Held_innen. Irene und Christoph haben uns auch noch zu einem herrlichen Picknick mit den köstlichsten solargekochten Gerichten und Kuchen eingeladen, die sie mit den Schüler_innen für uns gekocht haben.

Guntram wollte uns gleich zum nächsten Workshop schleifen im Sonnwendviertel, aber irgendwann muss auch mal Schluss sein und wir machen jetzt wieder unsere eigene Kunst. Irene und Christoph dürfen unsere Bilder aber schon ausstellen. Alles für die Fans. Vielleicht schauen wir sogar selber vorbei. Du auch?

Am 21.10. um 18:00 im toZomia im Gleis 21.

Text: Guntram Münster
Fotos: WUK work.space
 

Dieses Vorhaben wird aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds als Teil der Reaktion der Union auf die COVID-19-Pandemie finanziert.

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