DAS ZEUG DAZU

Blick in den Zuschauerraum des TOP KINO am Filmabend

DAS ZEUG DAZU

WE:DESIGN: FILM UND APP-ENTWICKLUNG BEI WUK WORK.SPACE

In einem Uni-Wien-Projekt werden Jugendliche zu Forschenden, Programmierer_innen und Filme-Macher_innen in einem. Erste Videos aus dem media_lab schafften es nun auf die Leinwand.

Hier blinzelt ein Frauenauge in der Totalen, dort träumen Playmobil-Maxln von Dubai und da fliegt ein Blatt aus dem papierlosen Büro. All diese Szenen zeigen unterschiedliche Perspektiven zum Thema Bewerbung.

Sie drehen sich um Fragen wie: Hat man das Zeug zum Detektiven? Welche Chancen hat ein gewalttätiger Bursche? Wer hat bessere Chancen: der patscherte Depp mit deutschem Namen oder der qualifizierte Bewerber mit asiatischem Aussehen? Und warum überhaupt bewerben, wenn es damit doch kein Entrinnen aus dem Kommerz-Hamsterradl gibt?

Blick auf die Leinwand

Was lange währt …

Blick ins Programmheft des Filmabends

Die Fragen stellten sich Teilnehmer_innen von WUK work.space. Sie drehten sechs Kurzfilme, die im Juli im Top Kino in Wien-Neubau vor Publikum liefen. „Der Weg ins Arbeitsleben kann steil und steinig sein.“ Mit diesen Worten stellt sich das media_lab im Programmheft vor. Jugendliche bei WUK work.space (so auch im media_lab) haben bereits einen recht steinigen Weg hinter sich: manche brachen die Pflichtschule oder Lehre ab, andere haben psychische Probleme, viele haben unter der Pandemie gelitten.

All das packten sie in ihre Filme, die oft fiktionalen, teils aber auch dokumentarischen Charakter haben. Sie entstanden im Rahmen einer Kooperation des media_lab mit der Uni Wien. Es heißt „We:Design“. Dabei geht es um ein partizipatives Forschungsprojekt. Gegenstand sind Jugendliche im Übergang von Schule zu Beruf, also die Zielgruppe unserer Einrichtung.

Im Mittelpunkt steht eine vom AK-Digifonds geförderte App-Entwicklung. Die Freeware soll es Jugendlichen eines nahen Tages ermöglichen, am Handy oder Tablet eine Bewerbung zusammenzustellen. Die erste Phase der Entwicklung ging nach drei intensiven Monaten mit den Filmen zu Ende.

… wird endlich gut

Anstatt einer klassischen Research-Phase, die Apps oft vorausgeht, wählten die Forscherinnen Suzana Jovičić und Viktoria Paar einen immersiven Ansatz, nämlich Videoarbeit.

In rund ein Dutzend Workshops zu Storytelling, Filmtheorie und Prototyping, aber auch praktischen Editing-Einheiten begleiteten die Kolleginnen unsere Jugendlichen von ersten Storyboards bis zum Export in der wortwörtlich letzten Sekunde.

Die Künstler_innen von WUK work.space mit Trainer_in Christine Caran (1.v.l.) und Zoran Sergievski (5.v.l.) und den Forscherinnen Viktoria Paar (Mitte) und Suzana Jovičić (2.v.r.).

Die Mühen zahlten sich aus. Beim Publikumsgespräch nach dem Screening sagt Teilnehmerin Leona etwa: „Ich hab gehofft, dass meine Message ankommt.“ Sie schaut dabei auf einen sichtlich gerührten Burschen. Ihr Kollege Eren, der mit Freunden abseits des WUK work.space ein Mockumentary nach „Stromberg“ lieferte, bejaht die Frage nach Rassismus im Job. Und Teilnehmer Florian lobt die Kolleginnen von der Uni Wien, die ihm so viel kreativen Raum ließen. Als Dank überreichte Kollegin Suzana den Jugendlichen noch je ein Zertifikat, Süßes, Kinogutscheine und leistungsstarke Speichermedien für private Kreativprojekte.

Wahrscheinlich standen an jenem Abend keine künftigen Detektive_innen auf der Bühne. In jedem Fall erwiesen sich alle Jugendlichen als kreative Amateur-Filmer_innen. Sie haben auch das Zeug zu Grafiker_innen: So gestaltete das media_lab das Programmheft und das Plakat für den Filmabend.

Nicht alle Künstler_innen werden im Herbst We:Design fortsetzen; sie wechseln etwa in weiterführende Schulen oder in die Überbetriebliche Ausbildung. Mit den Filmen schufen aber alle solide Grundlagen für die Weiterentwicklung der Bewerbungs-App durch ihre Nachfolger_innen. Im Herbst werden die Filme auf der We:Design-Seite zu sehen sein.

Text: Zoran Sergievski, Trainer media_lab bei WUK work.space
Fotos: Viktoria Paar, Uni Wien/we:design und Thomas Sobottka

 

Dieses Vorhaben wird aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds als Teil der Reaktion der Union auf die COVID-19-Pandemie finanziert.

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