Nachhaltige Vergabe und die Schafe von der Insel

Nachhaltige Vergabe und die Schafe von der Insel

Für eine öffentliche Auftragsvergabe im Sinne ökologischer und sozialer Nachhaltigkeit!

Nach drei erfolgreichen Jahren wurden die WUK bio.schafe im Mai 2022 nicht mehr mit der Beweidung der Donauinsel beauftragt. Der öffentlichen Ausschreibung der Stadt Wien folgend wurde als Kriterium für den Zuschlag an einen anderen Anbieter nur der niedrigere Preis angegeben. Ein Beitrag von Martina Könighofer, arbeit plus – Soziale Unternehmen Österreich.

Das ungewisse Schicksal der flauschigen Gesell_innen wirft somit weitere Fragen auf, mit denen sich arbeit plus, das Netzwerk Sozialer Unternehmen in Österreich, bereits seit längerem auseinandersetzt: nachhaltige Vergabe.

Die WUK bio.schafe sind nämlich nicht „nur“ Teil einer Bio-Landwirtschaft. WUK bio.pflanzen ebnet als Sozialökonomischer Betrieb durch Beschäftigung und Qualifizierung Menschen, die schon länger in keinem geregelten Arbeitsverhältnis standen, den Weg zurück ins Erwerbsleben. Mit einer stetig steigenden Zahl an Langzeitbeschäftigungslosen ein essenzielles Projekt, das regional wirkt und Menschen Chancen gibt.

Somit war die Beweidung der Wiener Donauinsel ein Win-Win Projekt auf allen Ebenen: Mit den Krainer Steinschafen wird Naturschutz und nachhaltiges Wirtschaften mit der Integration von langzeiterwerbsarbeitslosen Menschen verbunden. Durch die Schafbeweidung kommt es zu einer Steigerung der Artenvielfalt und einer Vernetzung von Biotop-Flächen, die Steinschafe stoßen keine Abgas-Schadstoffe aus und sind leiser als maschinelle Rasenmäher. Mit der Beschäftigung in der Tierpflege finden vormals Langzeitbeschäftigungslose den Weg zurück in den Arbeitsmarkt und dadurch zu verbesserter sozialer Teilhabe.

Öko-soziale Vergabe

Gegenüber dem ORF argumentiert Gerald Löw, Leiter der Magistratsabteilung 45 der Stadt Wien (Wiener Gewässer), trotz Lobes der guten 3-jährigen Kooperation mit den WUK bio.schafen, wie folgt: „Da gewinnt der Bestbieter (…) Das sind die rechtlichen Vorgaben, wir müssen das so machen.“ – Doch ist dem tatsächlich so, wenn das einzige Kriterium der Preis ist?  Wie kann es sein, dass in Zeiten, in denen wir mitten in der Klimakrise stecken, weder Regionalität noch soziale Nachhaltigkeit als Kriterien angeführt werden?

Das österreichische Bundesvergabegesetz gibt öffentlichen Auftraggeber_innen die Möglichkeit, bei der Durchführung von Vergabeverfahren soziale Zielsetzungen zu berücksichtigen. Seit 2018 besteht zudem die Möglichkeit, eine Ausschreibung gezielt an sozial nachhaltige Organisationen zu richten. Dazu zählen beispielhaft folgende Aspekte: „Beschäftigung von Frauen, Personen im Ausbildungsverhältnis, Langzeitarbeitslosen, von Menschen mit Behinderung und älteren Arbeitnehmer_innen; Förderung von Freiwilligenleistungen; Berücksichtigung von Genderaspekten; fairer Handel; Barrierefreiheit; Design für alle.“

Die Beweidung der Donauinsel mit den WUK bio.schafen deckt viele dieser Aspekte ab. Deshalb richtet arbeit plus – Soziale Unternehmen Österreich den dringlichen Appell an politische Entscheidungsträger_innen, den § (23) im Bundesvergabegesetzes für die vorbehaltene öffentliche Vergabe zugunsten sozialer und beruflicher Integration zu berücksichtigen und gemäß des aktuellen Regierungsprogramms öko-soziale Vergabekriterien zu etablieren. Im Rahmen des Bestbieter-Prinzips soll der Fokus auf Qualitätskriterien liegen, um so regionale und soziale Aspekte zu stärken.

Zur Autorin:

Martina Könighofer ist Kultur- und Sozialanthropologin und ist bei arbeit plus für Kommunikation, Kampagnenarbeit und Networking zuständig.

arbeit plus – Soziale Unternehmen Österreich vertritt Organisationen wie das WUK, die sich der Beratung, Qualifizierung, Betreuung und Beschäftigung arbeitsmarktferner Menschen verschrieben haben.

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