Endlose Berge

Eine Person schreibt einen Text.

Endlose Berge

Teilnehmer_innen von WUK m.power erzählen ihre Geschichte

In sechs Schreibwerkstätten machten sich die Teilnehmenden des WUK m.power Pflichtschulabschlusskurses an das Verfassen ihrer eigenen Geschichten. Entstanden sind viele spannende, beeindruckende und lehrreiche Texte. Nun folgt eine weitere Erzählung.

von Pari-H.

Ich komme aus einem Bergdorf. Manchmal vermisse ich meine Heimat. Als ich klein war, war ich ein fröhlicher Mensch und habe immer gelacht, doch jetzt ist das anders. Seit November 2015 wohne ich nicht mehr bei meiner Mutter.

Mein Dorf liegt in der Nähe der Stadt Damavand. Dort gibt es wunderschöne Berge. Der höchste Berg ist weiß und ganz mit Schnee bedeckt. Als ich klein war, war ich immer in der Natur, denn die Natur beruhigte mich. Ich habe einfach genossen, was es dort gab. Wenn ich traurig war, ging ich auf das Dach unseres Hauses und sah zu den Sternen des Himmels hinauf. In meinem Kopf war eine schöne Vorstellung von den Bergen. Sie waren für mich ein Zeichen für Stärke, Erfolg, Ausdauer und Macht.

Ich dachte, ein Berg könnte nicht gefährlich sein, sondern ein Ort zum Entspannen und Spaß haben. Aber plötzlich war alles anders. Auf meinem Fluchtweg musste ich auch Berge überqueren, aber es war ganz anders als zuvor. Sie waren nun sehr unheimlich und bedrohlich. Dies machte alle meine Gedanken kaputt.

In einer Nacht war der Himmel voller Sterne. Ich glaube, es war der schönste Himmel, den ich in meinem ganzen Leben sah. Aber auf dem Weg passierte etwas sehr Schlimmes. Es war ein sehr schmaler Weg, er war furchtbar gefährlich, denn wenn man nur einen falschen Schritt machte, dann fiel man sofort hinunter. Und wirklich…. Aber ich möchte nicht darüber sprechen. Seit diesen Nächten hasste ich die Berge, denn sie waren mir jetzt in schlechter Erinnerung.

Aber es veränderte sich noch einmal etwas. Als ich in Wien wohnte, begann ich nach langer Zeit die Berge zu vermissen. Ich entschied mich, wieder auf einen Berg zu gehen. Die Gefühle von schöner Erinnerung an mein Dorf waren stärker als die schlechte Erinnerung an meinen Fluchtweg.

Es war so wie mit einer Zeitmaschine: Ich konnte in meine Kindheit zurückkehren, ohne mich an diese Nächte zu erinnern.

Jetzt gehe ich wieder oft wandern. Immer noch sehe ich alle Berge als Symbol der Freiheit. Schließlich gewannen die schönen Erinnerungen. Als ich einmal auf dem Rückweg von der Rax war, gefiel mir die Landschaft besonders gut. Es war, wie wenn man etwas verloren hat und nach langer Zeit findet.

Mein Schatz war wieder da!

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