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Die WUK Arbeitsassistenz auf Projektbesuch in Brünn

Das Team der Non-Profit Organisation Agapo besuchte WUK faktor.c und die WUK Arbeitsassistenz im September 2022. Von 9. – 10. November 2023 fand nun der Gegenbesuch der WUK Arbeitsassistenz in Brünn statt.

Agapo war zuerst da. Das Team der Non-Profit Organisation besuchte WUK faktor.c und die WUK Arbeitsassistenz im September 2022. Agapo arbeitet mit behinderten / benachteiligten Jugendlichen und Erwachsenen in Brünn (CZ) und versucht, sie in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Der Besuch diente dem Erfahrungsaustausch sowie dem Kennenlernen des österreichischen / Wiener Sozialsystems im Bereich unserer Projekte.

Von 9. – 10. November 2023 gab es nun den Gegenbesuch: Nach längerer Vorbereitung ging es für das gesamte Team der WUK Arbeitsassistenz (17 Pax inkl. 1 persönliche Assistenz) mit dem Zug zur Klausur nach Brünn.

Klausur bedeutete in dem Fall: Projektbesuch bei Agapo am 1. Tag, zwei Firmenbesuche am 2. Tag, dazwischen gemeinsames Erkunden der Stadt (Burg Spielberg, Altes Rathaus oder Brünner Statuen etc.) sowie Testen der südböhmischen Speisen und Getränke – kleiner Tipp für einen Brünnbesuch: es gibt viele kleine Privatbrauereien mit angeschlossenem Restaurant, abseits des wohlbekannten Staro Brno. Btw: Vergesst es eine Führung durch die Villa Tugendhat von Mies van der Rohe zu bekommen: der nächste uns angebotene Termin wäre im Februar 2024!

Das wunderschöne, unter Denkmalschutz stehende Büro von Agapo (auch eine Sehenswürdigkeit) befindet sich nur 2 Gehminuten vom Hauptbahnhof entfernt, was einen guten und raschen Einstieg vor Ort ermöglichte.

Das Agapo-Team rund um Bc. Lenka Libánková, DiS. hieß uns ganz herzlich willkommen und am ersten Tag gab es eine ausführliche Präsentation des Bildungs- und Sozialsystems in Tschechien, in der sich Gemeinsamkeiten aber auch Unterschiede zu Österreich auftaten. Des Weiteren wurde uns Agapo und die von ihnen angebotenen Dienstleistungen vorgestellt. Wir erhielten Informationen über das Unterstützungssystem von Menschen mit Behinderungen / Benachteiligungen in Tschechien genauso wie über Beschäftigungsmöglichkeiten in unserem Nachbarland. Die Gastgeberinnen erlebten unser Team als neugierig und wissbegierig, unsere vielen (Nach-)Fragen wurden sehr gerne und ausführlich beantwortet.

Und falls sich jetzt jemand fragt, wie das sprachlich abgelaufen ist: Es stand uns eine großartige Dolmetscherin zur Verfügung ;-) Der Austausch ging beim anschließenden gemeinsamen Essen jedenfalls angeregt weiter.

 

Am Tag 2 wurde das Team der Arbeitsassistenz in zwei Gruppen geteilt, um jeweils ein Unternehmen zu besuchen, welches Menschen mit Behinderungen beschäftigt. Die eine Hälfte machte sich daher zum Betrieb MOTMOT Plus auf. Dort wurden wir von Pavel Klein, einem der vier Gründer der Kaffeerösterei, empfangen – zu unserer großen Freude mit einigen vorzüglichen Kostproben (Kaffee, Kekse, Honig und Schokolade). Auch hier gab es wieder viele Fragen zur Firmengeschichte, die alle spätestens bei der wohlriechenden (!) Betriebsführung beantwortet wurden. Selbstverständlich nutzten einige Teammitglieder später gleich die Gelegenheit zum Shopping für Mitbringsel.

Die andere Hälfte besuchte den Betrieb Teamium. Zunächst erhielten wir durch die Leitung Irena Andělová einen theoretischen Einblick in ihren Betrieb, im Anschluss duften wir die unterschiedlichen Bereiche besuchen und auch einzelne Mitarbeiter_innen kennenlernen. Teamium hat am Standort in Brünn folgende Arbeitsbereiche: Essen auf Rädern für Senior_innen; Senior_innentaxi; Besuchsdienst für ältere Menschen; mobile Maniküre und Pediküre für ältere Menschen; Versand (Kuvertieren, Verpacken, Briefe vorsortieren); Catering; sowie zwei kleine Bistros. Es gibt einen weiteren Standort in Prag. Auch die zweite Gruppe wurde durch das hauseigene Catering sehr gut versorgt. Am Ende der Betriebsführung besuchten wir eines der beiden Bistros.

Erkenntnisse

Besonders spannend waren bei beiden Betrieben die Schilderungen über die Erfahrungen und Herausforderungen in der Beschäftigung von Menschen mit Beeinträchtigungen. Die Geschichten ähnelten sich besonders in einem Punkt: Wie schön es als Arbeitgeber_in ist behinderten Menschen eine langfristige Anstellung bieten zu können und somit ihre Stellung in der Gesellschaft und ihren Selbstwert deutlich zu verbessern.  

Wie können tschechische Betriebe in denen zum Teil über 90% der Beschäftigten eine Behinderung haben am 1. Arbeitsmarkt überleben?

Wir konnten zwei Faktoren ausmachen: Einerseits gibt es gute Lohnförderungen für Betriebe mit einer Behindertenquote von über 50%.

Und neben der Einstellung von behinderten Menschen bzw. das Zahlen der Ausgleichstaxe (je 25 Beschäftigte) so wie in Österreich gibt es noch eine dritte Möglichkeit für alle Firmen in CZ: sie können Dienstleistungen aus den oben vorgestellten Sozialbetrieben zukaufen. Somit gibt es einen Markt für die Produkte und Dienstleistungen von Firmen wie MOTMOT Plusund Teamium.

Wir möchten uns an dieser Stelle nochmals aus ganzem Herzen bei unseren wunderbaren Gastgeberinnen von Agapo bedanken, die uns einen tollen Einblick zum Thema „Supported Employment in Tschechien“ gegeben haben und uns sehr engagiert vor und während unserem Aufenthalt in organisatorischen Angelegenheiten mit Rat und Tat zur Seite standen.

Team Agapo:
Bc. Lenka Libánková, DiS
Mgr. Magdalena Jarošová
Mgr. Zuzana Medňanská

Dolmetscherinnen:
PhDr. Lucie Procházková, Ph.D.
Klara Ševčíková

Sylvia Martinovsky von WUK Coaching Plus unterstützte uns in der Planungsphase mit ihren Tschechischkenntnissen – Dankeschön!

Text: Hans-Peter Waldbauer, Alexandra Schöber und Katharina Traunsteiner, WUK Arbeitsassistenz
Fotos: WUK Arbeitsassistenz

NEBA ist eine Initiative des Sozialministeriumservice.

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